Prolog
Es gibt nur wenige Dokumente, die über die Säuglings- und Kinderpflege im israelitischen Krankenhaus an der Gagernstr. 36, das 1914 eröffnet wurde, berichten. Neben einigen Fragmenten ist es möglich, die Rechenschaftsberichte des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main zu befragen, um durch die Schwestern des Vereins und deren Arbeit im Krankenhaus mehr zu erfahren. Die Schwestern des Vereins stellten nahezu das gesamte Personal des Krankenhauses und damit auch für den Säuglings- und Pflegebereich im Haus. Die bekannten Berichte reichen jedoch nur bis 1920. Die Pflegehistorikerin Hilde Steppe weist darauf hin, dass für die Zeit nach 1920 für den Verein jüdischer Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main Rechenschaftsberichte „bislang nicht auffindbar“ (Steppe 1997: 232) sind. Für die Berichterstattung zum Zeitraum der Weimarer Republik referiert Steppe auf die Aussagen von Zeitzeuginnen, z. B. Thea Levinsohn-Wolf (Steppe 1997: 232). Sie können ein ungefähres Bild der Entwicklung des Vereins geben. (Mit Krankenhaus ist im Weiteren immer das Krankenhaus der israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36 gemeint, weiteres Synonym ist etwas das Gagernkrankenhaus. Das Vorgängerkrankenhaus in der Königswarterstraße wird auch als Königswarterhospital oder ‑krankenhaus bezeichnet).
Auch die Pflegehistorikerin Birgit Seemann weist darauf hin, dass es kaum Arbeiten allgemein zum Thema Säuglings- und Kinderpflege gibt, an Ausnahmen nennt sie die Werke von Eduard Seidler 1997 und Bettina Blessing 2013. Dieses Forschungsdesiderat betrifft auch das Pflegepersonal. Auch der Kenntnisstand zu den Frankfurter Kinderkrankenschwestern im Krankenhaus der israelitischen Gemeinde (Gagernstraße) wie auch in den Rothschild’schen Krankenhäuser, so Seemann, sei höchst lückenhaft (Seemann 2021).
Es erwies sich im Lauf der Forschungen, dass das Krankenhaus zu einem großen Frankfurter Netzwerk im Bereich Säuglings- und Kinderpflege gezählt werden kann, ein Netzwerk, das sich die Aufgaben der Säuglings- und Kinderpflege teilte. Das Verständnis für die Rolle des Krankenhauses im Netzwerk konnte geschärft werden.
Im ersten Kapitel sollen Fakten in Form von Berichten und Fotografien zur Säuglings- und Kinderpflege im israelitischen Krankenhaus in der Gagernstraße 36 angeführt werden.
In Kapitel zwei werden Dr. Adolf Deutsch und Schwester Minna Hirsch vorgestellt, die durch ein netzwerkübergreifendes persönliches Engagement Einblicke in die Strukturen des Zusammenspiels zeigen.
Kapitel drei versucht, weitere Protagonisten des Netzwerkes in der Schwesternschaft und bei den Ärzten des Krankenhauses zu finden.
Abschließend folgt der Bericht eines Zeitzeugen, der 1933 als 11-jähriger die Kinderpflege als Diphtheriepatient in der Isolationsstation des Krankenhauses erlebt hat.
Welche Hinweise auf die Säuglings- und Kinderpflege im Gagernkrankenhaus gibt es?
Bauliche Einrichtungen für Säuglinge und Kinder in der Gagernstr. 36
Wilhelm Hanauer (1866–1940, vgl. Elsner 2017), Kinderarzt und Medizinhistoriker beschreibt die Situation für Kinder im Königswarter Hospital, dem Vorgänger-Krankenhaus des israelitischen Krankenhauses in der Gagernstraße, welches 1914 eröffnet wurde:
Während bisher die Kinder in denselben Krankensälen wie die Erwachsenen lagen, wurde 1899 im zweiten Stock des Hauses [dem Königswarter Hospital] eine kleine Kinderabteilung, bestehend aus drei Krankenzimmern und einem Tageraum, ferner eine besondere Abteilung für ansteckende Krankheiten (Scharlach, Diphtherie) eingerichtet. Der Raum hierfür wurde dadurch gewonnen, dass man die Verwalterwohnung in das Nebengebäude verlegte.
Hanauer 1914: 45
Den letzten Anstoß zur Erbauung eines neuen Krankenhauses der israelitischen Gemeinde, welches das alte Krankenhaus in der Königswarter Straße ersetzen sollte, war die Androhung des Polizeipräsidenten das alte Hospital zu schließen, wenn keine weiteren Tageräume eingebaut würden.
Während der Planung für das neue Krankenhaus in der Gagernstr. 36 beschloss bereits 1906 der Vorstand der Gemeinde, dass:
anlässlich der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares ein Kapital von 100.000 Mk. als Grundstock zur Errichtung einer bis dahin fehlenden gynäkologischen Abteilung und Entbindungsanstalt in dem zu erbauenden Hospital aus Gemeindemitteln zu stiften.
Hanauer 1914: 56
In der Baubeschreibung des Krankenhauses heißt es schließlich, vermutlich bezogen auf das erste Obergeschoss:
Besondere Erwähnung verdienen Kindersaal und Säuglingszimmer, welchen eine Loggia vorgelagert ist. Im Kindersaal werden ansteckungsverdächtige kleine Patienten zunächst in einer Box isoliert. Die Säuglinge können durch Glaswände voneinander getrennt werden.
Hanauer 1914: 63
Die angesprochene Vorlagerung einer Loggia weist darauf hin, dass diese Räumlichkeiten eher an den Gebäudeenden oder etwa in den Seitenflügeln untergebracht waren, nur dort sind in der folgenden Abbildung Loggien im ersten Obergeschoss zu erkennen.
Loggien sind für die Säuglings- und Kinderpflege sehr sinnvoll, damit die Kinder an der frischen Luft sein können, in der folgenden Abbildung ein Beispiel aus dem Frankfurter Böttgerheim, einem Kinderkrankenhaus des Kinderheim e. V.
Eine ergänzende Information, allerdings nur ein schwacher Hinweis auf die Verortung des Kindersaals, ist die Existenz eines Kinder-Spiel und Standplatzes. Er befindet sich zwischen dem rechten Flügel des Hauptgebäudes und dem Wirtschaftsgebäude, im Bild oben rechts.
Fotografien aus dem Krankenhaus
Einige Fotografien aus dem Krankenhaus bestätigen die Anwesenheit von Säuglingen und Kindern im Krankenhaus. Beispielsweise eine Abbildung aus der Säuglingsstation im Jahr 1920.
Ein weiterer Einzelfund weist auf die Anwesenheit oder auch Unterbringung von Kindern im Krankenhaus hin. Margarete Katzenstein war Ärztin im Krankenhaus und hinterließ ein kleines Fotoalbum mit Abbildungen aus dem Krankenhaus, die allerdings nicht weiter beschriftet sind. Einige der Bilder aus dem Album, das Personal beim Frühstück oder bei Besprechungen, scheinen identisch zu sein mit Bildern, die Thea Levinsohn-Wolf im Jüdischen Museum Frankfurt hinterlassen hat, dies müsste noch genauer untersucht werden.
Exkurs: Margarete (Grete) Katzenstein (1904-?)
Margarete (Grete) Henriette Katzenstein wurde am 3. Mai 1904 in Frankfurt am Main geboren. Die Eltern waren vermutlich Moritz und Emma Katzenstein (ancestry.de). Sie studierte in Frankfurt und Heidelberg. 1926/27 famulierte sie bei Dr. Simon Isaac am israelitischen Krankenhaus und bei Dr. Sidney Lilienfeld am Bethanien-Krankenhaus. 1929 wurde sie Assistentin an der Universitätsklinik [vermutlich in Frankfurt am Main], die sie 1933 verlassen musste. Sie bekam eine Anstellung am Krankenhaus der israelitischen Gemeinde und wurde Assistentin von Chefarzt Professor Dr. Simon Isaac. Im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen gab sie Unterricht für die Krankenschwestern, was in der Bescheinigung unten (vgl. LBI AR 25067) bestätigt wird, unterzeichnet von der damaligen Oberin der Schwesternschaft Julie Glaser. Diese Bescheinigung ist damit gleichzeitig einer der wenigen Nachweise, dass der Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main eine staatlich geprüfte Pflegeschule unterhielt. Margarete Katzenstein konnte 1940 in die USA emigrieren (vgl. LBI AR 25067).
Fotografien aus dem Krankenhaus von Margarete Katzenstein
Die Bildunterschriften beruhen auf Vermutungen, da die Originale nicht beschriftet sind.
Säuglinge im israelitischen Krankenhaus
In den Akten des Wohlfahrtamtes im Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt befindet sich ein Schriftverkehr von 1921 zwischen dem Amt und dem Verwaltungsinspektor des israelitischen Krankenhauses, der nachweist, dass es im Krankenhaus Entbindungen gab, dass Wöchnerinnen untergebracht waren und auch Säuglinge, deren gesunde Mütter im Krankenhaus aufgenommen werden mussten, das sie ihre Kinder stillten (ISG A.51.01 952).
In dem Schriftverkehr ging es um die Vergütung der Anwendungen durch das Wohlfahrtsamt. Man stritt sich um unterschiedliche Beträge, 60 oder 30 Mk. pro Entbindung, die den städtischen Einrichtungen bzw. dem Krankenhaus bezahlt wurden. Welches die jeweiligen Argumente waren, sei hier vernachlässigt (ISG A.51.01 952: 47 ff.). Interessant ist ein Hinweis auf gesunde Frauen, die zum Stillen im Krankenhaus aufgenommen wurden und welche Vergütung dem Krankenhaus hierfür zustände:
Wir ersuchen um gefl. Umgehende Mitteilung, welchen Pflegesatz das Armenamt dem hiesigen Krankenhause bei der Aufnahme nichterkrankter Frauen, die nur zum Stillen ihrer Säuglinge dringend aufgenommen werden müssen, bewilligt. Es handelt sich hier um Säuglinge, die ebenfalls auf Kosten des Armenamtes verpflegt werden.
Schreiben vom 24. Februar 1916, Verwaltungsinspektor des israelitischen Krankenhauses an das Waisen- und Armenamt, ISG A. 51.01952: 43)
In all diesen Fundstücken zur Situation der Säuglinge und Kinder im Krankenhaus ist nichts zu finden, wie oder wie lange Säuglinge und Kinder im Krankenhaus aufgenommen wurden, wo genau sie untergebracht waren und welche Ärzte oder Schwestern für sie sorgten. Kinderabteilungen oder -Stationen wie sie etwa im Christ’schen Kinderkrankenhaus, im Böttgerheim oder auch im Roth’schildschen Kinderkrankenhaus sowie im Königswarter Hospital, dem Vorgänger des Gagernkrankenhauses zu finden waren, scheint es im israelitischen Krankenhaus ab 1914 nicht gegeben zu haben. Eventuell war die Situation für Säuglings- und Kinderpflege im Jahr des Neubaus, 1914, eine andere als noch einige Jahre zuvor, dass eventuell inzwischen mehr Erholungsstätten wie das Kinderheim in Bad Nauheim und Einrichtungen der Weiblichen Fürsorge und des Frankfurter Verbandes und anderer im Versorgungsnetzwerk für Säuglings- und Kinderpflege inzwischen besser organisiert und eingerichtet waren (vgl. Thomann 1988: 167). Vermutlich war das Krankenhaus inzwischen stärker für seine Kernaufgaben, wie Entbindungen und Krankenfürsorge, zuständig und die Bedeutung eines Netzwerkes um die Zuständigkeiten des Krankenhauses herum hatte stark zugenommen.
Das Netzwerk um die Säuglings- und Kinderpflege im israelitischen Krankenhaus
Persönliches Engegement im Netzwerk
Zwei Namen, die eng mit der Frankfurter Säuglings- und Kinderpflege verbunden sind, sind Dr. Adolf Deutsch und Oberin Minna Hirsch. Adolf Deutsch war leitender Arzt der Poliklinik sowohl im alten, wie auch im neuen Hospital der israelitischen Gemeinde, in der Königswarter Straße und in der Gagernstraße. Oberin Minna Hirsch war Oberin der Pflege im Königswarter Hospital und im Gagernkrankenhaus. Ab 1914 war sie zusätzlich Oberin der Schwesternschaft im Verein. Beide zeigen durch ihre vielfältige Arbeit in den unterschiedlichsten Einrichtungen den Zusammenhang innerhalb des Netzwerkes der Säuglings- und Kinderpflege um das Krankenhaus und den Verein der Schwesternschaft.
Adolf Deutsch(1868-1942)
Adolf Deutsch wurde am 21. Januar 1868 in Denver/USA geboren. Er starb am 5. September 1942 in Oxford/UK mit 74 Jahren (ancestry.de). Er studierte in Heidelberg, München und Kiel. Seine Eltern waren vermutlich Jonas Deutsch und Ida, geb. Gottschalk, vermutlich hatte er einen älteren Bruder Leopold Samuel, geboren am 10. Juni 1872 in Mainz. 1905 heiratete Adolf Deutsch Anna Mathilde Schwelm, zweite Ehefrau wurde 1921 Anna Schelastika Holter. (ancestry.de). Er emigrierte am 1. Main 1938.
1891 erhielt er seine Approbation, 1892 promovierte er über „kryptogene Sepsis“. Von 1891-1895 arbeitete er als Assistent am Krankenhaus der israelitischen Gemeinde. Bereits 1892 ließ er sich als praktischer Arzt in Frankfurt am Main nieder. In der jüdischen Gemeinde arbeitete er als Armenarzt. Von 1895 bis 1923 war er leitender Arzt der Poliklinik im alten und neuen Krankenhaus. Während des Ersten Weltkriegs leitete er das Lazarett 27 im Schwesternhaus des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen. 1931 saß er dem Ärztebund vor. Zu seinen Publikationen gehörte 1894 „Über aseptisches Operieren“, 1895 „Behandlung der Oberschenkelbrüche kleiner Kinder“, 1910 „Tuberkulose und Stillen“. Aber er hielt auch zu ganz anderen Themen Vorträge, wie „Goethe und kein Ende“ im Jahr 1932. (Vgl. Kallmorgen 1936: 245 und https://www.juedische-pflegegeschichte.de/personen/adolf-deutsch/ und Seemann 2024a).
Bemerkenswert auch die Autorenschaft einer „genaue[n] Zusammenstellung und Einteilung des Lehrstoffes und des Ausbildungsganges für Krankenpflegerinnen“ (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen 1920: 58) anlässlich der Übergabe seiner Lehrtätigkeit in der Schwesternausbildung an Jüngere, 1918. Diese Unterlage steht nicht zur Verfügung.
Er hatte scheinbar keine spezielle Ausbildung als Kinderarzt, doch hat er sich im Lauf der Zeit immer stark für die berufliche Ausbildung von Krankenschwestern und für die Säuglings- und Kinderpflege eingesetzt. Dies lässt sich anhand seiner Ämter und Beteiligungen dokumentieren:
Er nahm 1904 an der 1. Delegiertenversammlung der deutsch-jüdischen Ausbildungsvereine der Krankenpflege teil. Ab 1911 war er Mitglied im Verwaltungsausschuss des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge und tätig in den Beratungsstellen. Im Verein der jüdischen Krankenpflegerinnen war er ab 1917 im Vorstand des jüdischen Schwesternvereins, wie auch Vorstandsvorsitzender der Säuglingsmilchküche (vgl. https://www.juedische-pflegegeschichte.de/personen/adolf-deutsch/) . Als Lehrender in der Krankenschwesternausbildung war er intensiv beteiligt, wie Thea Levinsohn-Wolf berichtet (Levinsohn-Wolf 2000: 00:18:30).
Adolf Deutsch entspricht damit dem Bild der Förderer der Säuglings- und Kinderpflege:
Meist waren es Internisten, die durch Beobachtung der Kinder deren besondere Bedürfnisse erkannten. Zusammen mit praktischen Ärzten, die sich um Kinder und deren Krankheiten sorgten, erreichten sie gemeinsam eine zunehmende Spezialisierung der Säuglings- und Kinderpflege.
Bönisch 2024a
Die aufgezählten Tätigkeiten von Adolf Deutsch lassen vermuten, dass er sich auch innerhalb des Gagernkrankenhauses für Säuglinge und Kinder besonders einsetzte.
Minna Hirsch (1860-1938)
Minna Hirsch wurde am 1. Dezember 1860 in Halberstadt geboren. Sie starb am 27. April 1938 in Frankfurt am Main. Die Eltern waren der Buch- und Weinhändler Fischl Hirsch und Clara, geb. Fleischhauer. Sie hatte 6 Geschwister.
1889 begann sie ihre Ausbildung als Krankenpflegerin im Hospital der israelitischen Gemeinde in der Königswarter Straße bei Dr. Simon Kirchheim und dem Assistenten Dr. Theophil Jaffé. Von 1893 bis 1914 war sie Oberin der Pflege im Königswarter Krankenhaus. 1893 war sie Mitbegründerin und Oberin des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main. Um 1904 und weitere Jahre zählte sie zum Beirat der Weiblichen Fürsorge. Im selben Jahr nahm sie, wie Adolf Deutsch an der 1. Delegiertenversammlung der deutsch-jüdischen Ausbildungsvereine der Krankenpflege teil. 1914-1918 hatte sie die Pflegedienstleitung des Lazaretts im Schwesternhaus. Auch im neu erbauten Krankenhaus der Gemeinde in der Gagernstr. 36 war sie weiterhin die Oberin der Pflege, wie auch im Schwesternhaus des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen in der Landwehrstr. 85 die Oberin der Schwesternschaft.
Nach ihrer Pensionierung 1925 lebte sie weiter im Schwesternhaus, ab 1927 in der Saalburgallee 31 . Im Jahr 1926 besuchte sie ihren Bruder Harry in den USA für 3 bis 4 Monate. Sie segelte mit der Hamburg von Hamburg, die am 13. August 1926 in New York eintraf (ancestry.de Minna Hirsch).
Wie Adolf Deutsch ist Minna Hirsch ein Bindeglied zwischen Netzwerksteilen um das israelitischen Krankenhaus. Beide Namen werden im folgenden Text noch öfter auftauchen.
Institutionen der Säuglings- und Kinderpflege im jüdischen Frankfurt
Es sind im Text einige Bezeichnungen für Institutionen des Netzwerks gefallen, die etwas grundsätzlicher geklärt werden sollen. Öfter werden dabei die Namen Deutsch und Hirsch erwähnt, was die Bedeutung beider Protagonisten von Verein und Krankenhaus für die Anbindung an das Netzwerk verdeutlicht.
Hilde Steppe hebt hervor, dass die Begründer einer jüdischen Pflege und des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen von Beginn an die Pflege als Teil „wichtiger sozialpolitischer Maßnahmen“ (Steppe 1997: 257) sahen und als Zusammenarbeit mit anderen Institutionen verstanden. Einer der wichtigsten Kooperationspartner des Schwesternvereins war das Israelitische Krankenhaus. Die Ausbildung ihrer Schwestern, eines der Hauptaufgaben des Vereins, konnte dort stattfinden und das Krankenhaus profitierte, da der Verein im Lauf der Zeit den gesamten Pflegedienst übernahm (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen 1920, nach Steppe 1997: 257).
Eingehen möchte ich hier zum einen auf den Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge, mit starker jüdischer Beteiligung. Zum anderen auf den Israelitischen Hilfsverein mit seiner Abteilung der Weiblichen Fürsorge.
Der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge
Gegründet wurde der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge am 8. Dezember 1910. Im ersten Jahresbericht heißt es:
Wissenschaftliche Vorträge der Herren Dr. Hanauer und Dr. Deutsch und anschließende Diskussionen im Frankfurter Ärztlichen Verein hatten die Aufmerksamkeit des Vereins auf eine empfindliche Lücke in der sozialen Fürsorge in unserer Stadt gelenkt. Wohl bestanden seit Jahren die vortrefflich geleiteten Anstalten: Kinderheim, Wöchnerinnen- und Säuglingsheim, Säuglingsmilchküchen, die Krippen verschiedener Vereine für die geschlossene Säuglingspflege. Aber diese Anstalten können insgesamt im Jahre einige hundert Säuglinge versorgen. Dies ist noch weit unter 1/10 der Säuglinge, denen ärztliche Beratung völlig fehlt. Für dies, […] bestanden bis dahin nur die 3 Versorgungsstellen des Israeltischen Gemeinde-Hospitals, unter Dr. Deutsch, des Dr. Christ‘schen Kinderhospitals unter Dr. Cuno und eine private Fürsorgestelle von Dr. Rosenhaupt. Die reichen Erfahrungen der letzten Jahre auf dem Gebiete der Säuglingsfürsorge ergeben die überwiegende Bedeutung der offenen Fürsorge für die Lösung dieses Problems, […]
1. Jahresbericht des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge, zitiert nach Thomann-Honscha 1988: 121
Mit der offenen Fürsorge war die Einrichtung von Beratungsstellen für Mütter und Kinder gemeint, für die sich ab 1911 70 Ärzte zur Verfügung stellten. Zu den 9 Säuglingsfürsorgestellen des Frankfurter Verbandes im Stadtgebiet kamen noch zwei weitere durch die Stadt finanzierte hinzu. Die Beratungsstellen waren jeweils ausgestattet mit einem leitenden Arzt unterstützt von einem weiteren Arzt, einer Schwester und freiwilligen Helferinnen. In den Beratungsstellen wurden, unabhängig von der wirtschaftlichen Situation der zu Beratenden, die Kinder von den Ärzten untersucht und die Mütter beraten. Das Stillen wurde gefördert, indem jede Stillende ein halbes Jahr lang alle zwei Wochen bei jedem Besuch 50 Pfennig erhielten. Nichtstillende erhielten Säuglingsmilch ins Haus geliefert, den halben Liter für 14 Pfennig (vgl. Thomann-Honscha 1988: 121).
Auch die Schwestern des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen engagierten sich im Verband für Säuglingsfürsorge. Für die Einrichtungen des Verbandes arbeiteten z. B. die Schwestern Betty Schlesinger, Doris Unger, Else Unger, Dina Wolf und Babette Zucker. Zudem ist bekannt, dass in der Säuglingsberatung des Krankenhauses der Israelitischen Gemeinde unter Anleitung der Oberin Minna Hirsch sowohl Johanna Beermann wie auch Anna Ettlinger arbeiteten (vgl. Seemann 2021). Die Angaben zu der Beratungstätigkeit der Schwestern bezieht sich vor allem auf den Beginn der Tätigkeiten des Frankfurter Verbandes im Jahr 1911. Ob eine Beratung auch lokal im Gagernkrankenhaus, eröffnet 1914, stattfand ist nicht belegt, doch wahrscheinlich (vgl. Seemann 2021).
Die Weibliche Fürsorge
Unter dem israelitischen Hilfsverein waren verschiedene Abteilungen organisiert, zu denen auch der von Bertha Pappenheim 1901 gegründete Verein der Weiblichen Fürsorge gehörte. Der Verein kümmerte sich zunächst um galizische jüdische Einwanderinnen, im Lauf der Zeit kamen weitere Aufgaben hinzu, wie die Bahnhofshilfe, Mädchenwohnheime, ein Kindergarten und eine Berufsvermittlung.
Der Verein für Weibliche Fürsorge unterhielt verschiedene Kommissionen. Eine war die Kostkinderkommission, die unter der Leitung der jüdischen Krankenschwester Rosa Goldstein bedürftige Kinder ab etwa zwei Jahren zu Pflegeeltern vermittelte und diese regelmäßig besuchte.
Eine andere war die Säuglingskommission unter Oberin Minna Hirsch, die Kommission war zuständig für die regelmäßige Betreuung von Säuglingen aus armen jüdischen Familien und deren Versorgung mit Milch und für die Beratung der Mütter. Die Kommission eröffnete 1907 eine Säuglingsmilchküche im israelitischen Gemeindehospital (Königswarterstraße) und sollte „Säuglinge armer Mütter aller Konfessionen mit gesunder und hygienisch hergestellter Kleinkindnahrung“ versorgen (Steppe 1997: 209). Ab 1914 war die Küche im neuen Schwesternhaus in der Bornheimer Landwehr 85 untergebracht, weiterhin geleitet von Schwester Anna Ettlinger (vgl. Seemann 2023a und Steppe 1997: 258). 1912 eröffnet die Weibliche Fürsorge ein Kinderhaus in gemieteten Räumen in der Schulstraße. Ab 1919 residiert man in einem eigenen Haus in der Hans Thoma Straße 21 mit ca. 40 Plätzen für bedürftige Kleinkinder und Säuglinge sowie Personal (Mahnkopp 2020: 5f.). Oberin war die jüdische Krankenschwester Frieda Amram. Im neuen Haus war Platz für eine weitere Krankenschwester, und es bestand die Möglichkeit, Lehrschwestern Kenntnisse in Säuglingspflege zu vermitteln (Steppe 1997: 259).
Der Hinweis von Hilde Steppe auf die „Möglichkeit, Lehrschwestern Kenntnisse in Säuglingspflege zu vermitteln“ ist zusammen mit einem Hinweis auf Prüfungen in Säuglingspflege im Böttgerheim (vgl. Bönisch 2023) noch einmal ein Verweis auf die gemeinsame netzwerkartige Zusammenarbeit unterschiedlicher Personen und Einrichtungen in der Frankfurter Säuglings- und Kinderpflege zu denen auch die Prüfer zählten, die aus Wiesbaden oder Kassel kamen:
Examina vor der staatlichen Prüfungskommission unter Vorsitz des Geheimrats Dr. von Hake-Wiesbaden, zuletzt des Geheimrats Dr. Röckwitz-Cassel fanden in der gesamten Zeit [Berichtszeitraum 1913-1919] siebenmal statt. Es unterzogen sich der Prüfung insgesamt 43 Lehrschwestern, die alle bestanden haben, 24 mit Note I, 19 mit Note II.
Verein für jüdische Krankenpflegerinnenn 1920: 56
Krankenschwestern und Ärzte im Gagernkrankenhaus
Die Forschung zur Säuglings- und Kinderpflege im israelitischen Krankenhaus Gagernstr. 36 soll noch eine weitere Quelle durchsuchen. Zunächst soll nach Informationen gesucht werden, ob sich einige Krankenschwestern des jüdischen Vereins, die ja engstens mit dem Krankenhaus zusammenarbeiteten, der Pflege von Säuglingen und Kindern zuordnen lassen. Das Gleiche wird darauf bei den Ärzten versucht.
Krankenschwestern
Grundlage für die Forschung nach dem Tätigkeitsfeld Säuglings- und Kinderpflege ist auch diesmal, aufgrund fehlender weiterer Unterlagen, der letzte Jahresbericht des Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main für die Jahre 1913 bis 1919. Für die Jahre danach kann vorerst nur in Einzelfällen berichtet werden. In genanntem Jahresbericht gibt es eine Liste der aktuell aktiven Krankenschwestern des Vereins und deren Tätigkeit zum Stichtag 30. September 1919. Hier also die Fragen: Wer waren diese Schwestern und kämen sie als Kinderkrankenschwestern infrage?
Zunächst werden hier die Schwestern aufgeführt, die lt. Liste einen klaren Bezug zur Säuglingsarbeit aufweisen und vermutlich diese Aufgabe auch ab 1914 in der Gagernstraße fortsetzten (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main 1920: 63 ff.):
Name und Jahr des Vereinsbeitritts | Haupttätigkeit 1918-1919 | Tätigkeit am 30. September 1919 |
Johanna Bermann (Beermann) (1890) | Seit 1896 Leiterin der Säuglingsmilchküche | Säuglingsmilchküche |
Dina Wolf (1905) | Oberschwesterin der Inneren Abteilung | Säuglingsfürsorge |
Frieda Amram (1906) | Im Feld | Oberin am Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge |
Doris Unger (1909) | Oberschwester der Chirurgie | Säuglingsfürsorge |
Babette Zucker (1909) | Säuglingsfürsorge | Vertretung im israelitischen Altenheim in Aachen |
Fanny Schragenheim (1909) | Krankenhaus, Privatpflege | Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge |
Henni Heilbronn (1909) | Oberschwester des städtischen Vereinslazaretts „Kyffhäuser“. Oberschwester der gynäkologischen Abteilung am Krankenhaus | Hebammen-Lehrkurs in Marburg |
Hanna Catz (1916) | Krankenhaus | Hebammen-Lehrkurs in Marburg |
Die Schwestern Hanna (Catz) und Henni (Heilbronn) werden im Rechenschaftsbericht des Vereins für 1913 bis 1919 besonders aufgeführt, da sie an Hebammenkursen an der Universitätsklinik in Marburg teilnahmen. Hebammen sind in einem Krankenhaus mit Entbindungsstation natürlich von besonderer Bedeutung. Auf die Besonderheit der Weiterbildung zur Hebamme wird im Rechenschaftsbericht im Rahmen weiterer möglicher Ausbildungswege, den Sondergebieten wie Laboratorium, Röntgendienst, Operationsdienst, Hebammendienst, Säuglingspflege, Massage oder, eine Neuigkeit im Jahr 1920, sozialer Arbeit, hingewiesen. Und es wird betont, dass alle „außerhalb und nach der Lehrzeit, und nur nach vorliegendem Bedürfnis und persönlicher Eignung abgehalten wurden“. Weitere Angaben zur Ausbildung Säuglingspflegerin werden an dieser Stelle nicht gemacht (vgl. Verein für jüdische Krankenpflegerinnen 1920: 59).
Ganz klar wird in der Aufzählung oben nicht, was mit „Säuglingsfürsorge“ gemeint ist. Vermutet kann werden, dass es sich um Dienste für den Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge und deren Beratungsstunden handelt, aber es könnten auch Schwestern sein, die in der Entbindungsabteilung arbeiten.
Ich nenne hier nicht alle aktiven Schwestern des Jahres 1919, sondern diejenigen, für die ein Bezug zur Säuglings- oder Kinderpflege angegeben wird. Darüber hinaus nenne ich im Folgenden noch einige Schwestern, deren Tätigkeitsfeld lediglich mit „Krankenhaus“ angegeben wird und untersuche, ob wir Informationen über diese Schwestern vorliegen haben, um eventuell einen Bezug zur Säuglings- und Kinderpflege feststellen zu können.
- Trude Seidler (Ausbildungsbeginn: 1914) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Selma v. d. Walde (1914) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Jutta Rehfeld (19149 – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Paula Block (1916) – der Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de lautet: Geboren am 7. November 1888 in Elberfeld (heute Wuppertal) wurde sie ab 1915 zur Krankenschwester im Verein für jüdische Krankenpflegerinnen ausgebildet. Auch in Pforzheim pflegte sie. Sie wurde 1942 nach Theresienstadt und 1944 nach Auschwitz deportiert.
- Carry Wolf (1916) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Toni Stern (1916) – eine vage Vermutung ist, es könnte sich um Toni Schneider, geb. Stern, der Mutter des Röntgenarztes am Frankfurt jüdischen Krankenhaus Günther Schneider (1906-1943) handeln, der in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de verzeichnet ist.
- Ottilie Winter (1916) – Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte: Sie wurde ausgebildet im Frankfurter Schwesternverein und war im Krankenhaus Gagernstraße tätig, zog 1935 nach Bad Nauheim, wo sie in der jüdischen Kinderheilstätte als Oberin arbeitete (Bönisch 2015). Der Bezug zur Kinderheilstätte könnte ein Hinweis auf eine Ausbildung zur Kinderpflege oder als Mitarbeiterin in den Beratungsstellen sein. Im Schwesternhaus war sie beauftragt als Schulschwester, die die Aufgabe hatte, den gesamten Schulstoff der Schwestern mit diesen zu wiederholen (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen 1920: 58).
- Lotte Löbenstein (1916) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Sittah Sonnenberg (1916) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Helen Schönbach (1917) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Marga Reichenbach (1917) – Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de Margarethe Gottschalk, geborene Reichenbach, geboren am 9. Januar 1896 in Pattensen bei Hannover. Seit 1915 Mitglied im Frankfurter Verein für jüdische Krankenpflegerinnen und ab 1916 Krankenschwester am israelitischen Krankenhaus in der Gagernstraße. Sie war in den 1920er-Jahren Oberschwester der Chirurgie, Emigration nach England 1941.
- Eva Rosenstock (1917) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Olga Rosenberg (1917) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Rachel Kremer (1917) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Lisbeth Löwenthal (1917) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Hermine Goldberg (1918) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Fränze Marburger (1918) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Elfriede Rose (1918) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
- Ruth Kauders (1919) – Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de: Geboren am 31.08.1894 in München, gestorben am 23.08.1944 in Theresienstadt. 1918 Ausbildung in Frankfurt im jüdischen Schwesternverein. Zwischen 1919 und 1940 wohl oft Dienst im Hospital der Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung. 1934 Ummeldung von München nach Frankfurt am Main. Am 7. März 1940 Umzug vom Röderbergweg 97 (Rothschild’sches Hospital) in die Gagernstraße 36, Krankenhaus der israelitischen Gemeinde. 1942 Deportation nach Theresienstadt.
- Justine Berliner (1919) – kein Eintrag in der Datenbank www.juedische-pflegegeschichte.de
Zusätzlich taucht der Hinweis auf, dass im Verein zu dieser Zeit siebe Lehrschwestern tätig waren.
Was besagt dieser Abgleich zwischen Schwesternnennungen im Rechenschaftsbericht und den Einträgen in unserer Forschungsdatenbank www.juedische-pflegegeschichte.de? Einerseits, dass noch längst nicht alle Krankenschwestern der jüdischen Pflege in Frankfurt am Main erfasst und gewürdigt wurden, auf der anderen Seite, da es sich bei der hier durchgeführten Suche nur um einen Bruchteil der in der Datenbank erfassten Personen handelt, dass es nach dem jetzigen Stand der Forschung schwierig ist nachzuweisen, wer im jüdischen Krankenhaus für Dienste im Bereich Entbindung, Säuglings- und Kinderpflege zuständig war. Und, es sagt, dass es sinnvoll ist das Krankenhaus, als ein Teil eines Pflegenetzwerkes für Kinder von der Geburt bis ins Kindesalter gesehen werden muss, da die Krankenschwestern des Vereins in unterschiedlichen Bereichen tätig sein konnten.
Auch die Zeitzeugin Thea Wolf gibt an, dass sie bei ihren Überlegungen zu ihrem beruflichen Fortkommen „vorhätte, nach Beendigung meiner fünf Pflicht-Jahre noch einiges dazuzulernen, entweder einen Hebammenkursus zu machen oder mich zusätzlich als Sozialarbeiterin ausbilden zu lassen.“ (Levinsohn-Wolf 1996: 28). Für sie war es klar, dass es möglich war, innerhalb des Netzwerkes sich weiterzubilden. Wolf hatte ihre Ausbildung im Verein und Krankenhaus 1927 begonnen.
Interessant auch der Hinweis von Thea Wolf auf die Ausbildung selbst, dass während der Schwesternausbildung im Verein alle Stationen im Krankenhaus durchlaufen werden. Der dazugehörige theoretische Unterricht meist abends im Schwesternhaus stattfände. Nach der Ausbildung beschreibt Thea Wolf: „Die Vereinsschwestern sind in den verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses der jüdischen Gemeinde oder außerhalb tätig, wobei der Dienst im Krankenhaus als der anspruchsvollste gilt und die Tätigkeit als Operationsschwester den höchsten Stellenwert hat.“ (Steppe 1997: 235f.).
- Ergänzend noch ein Name, den Birgit Seemann gefunden hat: „Schwester Gisela (Familienname und Lebensdaten unbekannt), dort [im Gagernkrankenhaus] 1933 Säuglingspflegerin, handelt es sich möglicherweise um Gisela Schwarz, geboren am 19. Juli 1895 in Berlin, am 10. Oktober 1928 nach Frankfurt a. M. in das Krankenhaus Gagernstraße eingezogen, am 12. Juli 1939 von den Nationalsozialisten nach England vertrieben (ISG Ffm: HB 686, Ba. 56).“ (Seemann 2021).
Ärzte
Auch bei der Untersuchung der Arbeitsgebiete von Ärzten soll kurz die Situation im Übergang vom alten Gemeindehospital in der Königswarterstraße zum neuen Hospital in der Gagernstraße angesehen werden. Hier einige, die auch im neuen Krankenhaus vermutlich noch tätig waren.
- Dr. Alfred Günzburg war gewählter Hospitalarzt im Königswarter Hospital seit 1908, auch noch im neuen Gagernkrankenhaus war er der Chefarzt.
- Dr. Ernst Siegel war ab 1910 leitender chirurgischer Arzt.
- Dr. Adolf Deutsch war 1891 bis 1895 Assistenzarzt, ab 1895 Armenarzt der Gemeinde und leitender Arzt der Poliklinik von 1906 bis 1923.
- Dr. Löffler war zweiter Arzt der Poliklinik und Armenarzt, die Position Armenarzt und Arzt der Poliklinik wurde 1906 getrennt, Dr. Löffler übernahm den Teil des Armenarztes.
Ab 1910 fungierten als Assistenzärzte, die alle in weiteren Positionen im Gagernkrankenhaus weitergearbeitet haben könnten:
- Dr. Schur und Dr. Kunz
- Ab 1912 Dr. Michael Grünbaum und Dr. Siegmund Heilbronn, 1913 Dr. Philipp Frank und Dr. Max Jüngster (bis hier alle Zahlen in: Hanauer 1914: 48)
Für das Jahr 1936 zählt der Arzt und Medizinhistoriker Wilhelm Kallmorgen folgende Ärzte am israelitischen Krankenhaus auf:
- Chefarzt Professor Dr. Simon Issac
- Chefarzt Dr. Altschüler (Prof. Mannheim)
- Augenabteilung: Dr. J. Horovitz,
- Urologie: Dr. Rudolf Oppenheimer
- Hals Nasen und Ohren: Dr. Max Maier
- Röntgenabteilung: Dr. Robert Salomon
- Gynäkologie und Entbindungsstation: Dr. Franz Cohn (Kallmorgen 1936: 135 und Bolzenius 1994: 39)
Der zuletzt genannt Franz Joseph Cohn, dessen Zuständigkeit die Gynäkologie und die Entbindungsstation waren, wurde am 14. Juli 1880 in Breslau, Niederschlesien, geboren. Er starb am 20. Oktober 1952 in Luzern, Schweiz. 1914 heiratete er Olga Emma Jaffé (1884-1961). Sie hatten die Kinder Hans Ludwig (1915-1984) und Therese Marie Cohn (1919-2014).
Abbildungen und mehr über Olga Emma Cohn, geb. Jaffé mehr auf den Seiten der Datenbank Geni.
Er studierte in München und Breslau. In Breslau promovierter er und wurde auch approbiert (1903). Der Titel seiner Dissertation ist „Histologie und Histogenese des Corpus luteum“. Als Assistent arbeitete er an der Universitätsfrauenklinik in München, Gießen und Kiel. Als Privatdozent arbeitete er in Kiel, weiter als Oberarzt, Privatdozent und Professor an der Universitätsfrauenklinik in Greifswald. In Frankfurt am Main ließ er sich 1913 als Frauenarzt nieder. Seit 1920 war er leitender Arzt der Gynäkologie im Israelitischen Krankenhaus in Frankfurt am Main. Im Krieg war er Lazarettarzt.
Seine Tochter Thea Reis, geborene Cohn gab 1996 für das Visual History Archiv der USC Shoah Foundation ein Interview (Reis 1996). Sie berichtet, dass ihr Vater in Frankfurt für zwei Kliniken arbeitete, außer dem jüdischen Krankenhaus auch für ein lutheranisches Krankenhaus, um seine nichtjüdischen Patientinnen und Patienten zu versorgen. Nach Thea Reis brach diese Einnahmequelle etwas 1935 zusammen. Der Vater wollte zunächst nicht weg aus Deutschland, er fühlte sich als Kriegsteilnehmer und mit der Stelle im Krankenhaus sicher. Doch emigrierte die Familie 1937/38 zu einem Bruder der Mutter in die Schweiz, nach Luzern und Umgebung. Besonders zu schaffen machte dem Vater, dass er in der Schweiz nicht arbeiten durfte. Er beschäftige sich intensiv in der Bibliothek mit Fachliteratur, bis ihm vorgeworfen wurde, er würde arbeiten. Ebenso hatte er im Luzerner Krankenhaus, dessen Ärzte zur Armee gingen, angeboten als Freiwilliger auszuhelfen, es kam wohl zu ein oder zwei Entbindungen, auch hier wurde ihm vorgeworfen zu arbeiten und es kam zu keiner weiteren Aushilfe. Bemerkenswert auch der Lebensweg von Sohn bzw. Bruder Hans Ludwig Cohn (Jaffé), der bereits 1933 nach Amsterdam gezogen war, und Kunstgeschichte studierte. Er schloss sich in Holland dem Widerstand an und emigrierte nach England. Ab 1945 arbeitete er für die Monuments, Fine Arts, and Archives Section der US Army als Kunstexperte. 1963-1976 war er der Direktor des Jüdischen Historischen Museums in Amsterdam (Joods Historisch Museum). Unter dem Mädchennamen seiner Mutter Jaffé publizierte er zahlreiche Bücher zur Kunstgeschichte (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Ludwig_Cohn_Jaff%C3%A9 (25.03.2024)).
Die Ehefrau von Franz Cohn, Olga Emma Jaffé, war die Tochter von Theophile Jaffé (1850-1919), der gemeinsam mit Adolf Deutsch am Königswarter Hospital gearbeitet hatte. Er war Mitglied der Ärztekammer und Vorsitzender des Ärztlichen Unterstützungsvereins und machte sich besonders verdient im Rahmen des Neubaus des israelitischen Krankenhauses (Kallmorgen 1936: 311). Thea Reis meint (lächelnd), dass es vermutlich eine Hilfe war, diesen Schwiegervater zu haben, um eine Anstellung im israelitischen Krankenhaus zu bekommen.
Die Aufzählung der Ärzte und ihrer Abteilungen bestätigt erneut die Vermutung, dass das Gagernkrankenhaus für die Kernaufgaben einer Klinik zuständig war und sich wohl auf die Netzwerkpartner verlassen konnte. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass es neben dem umtriebigen Dr. Deutsch in der Poliklinik mit seinen vielfältigen Aufgaben, meist zusammen mit dem Verein für jüdische Krankenpflegerinnen, den Frauenarzt, Gynäkologen und Leiter der Entbindungsstation Dr. Franz Cohn gab, über den einiges Neues zu entdecken war.
Ein Zeitzeuge, Edgar Sarton-Saretzki
Nachdem die Erkenntnis, dass Kinder als Kinder und nicht als kleine Erwachsene, sowohl im sozialen Umfeld, als auch mit ihren Krankheiten zu behandeln seien, sich durchgesetzt hatte (vgl. Wegmann 2012 und Seidler 1983: 13ff.) und viele Verbesserungen für die Kinder umgesetzt werden konnten, soll hier einer der wenigen Zeitzeugen, ein „kleiner Patient“, zu Wort kommen, der durchaus kritischer an die Sache herangeht und von der Realität, seines Aufenthalts 1933, als 11-jähriger im Infektionshaus des Gagernkrankenhauses, berichtet.
Edgar Sarton-Saretzki, geboren am 10. Mai 1922, gestorben am 2. April 2017. Sein Vater war der Oberkantor, Tenor und Religionslehrer in Frankfurt Nathan Saretzki, Mutter war Emmy, geb. Ullmann. Er ging in Frankfurt zur Holzhausen-Volksschule und in das Lessing-Gymnasium und anschließend zum Philantropin, der Reformrealschule der jüdischen Gemeinde.
1933, mit 11 Jahren war er an Diphtherie erkrankt und musst sich in der Isolationsstation des israelitischen Krankenhauses aufhalten (dieser Bericht wurde zuerst in Bönisch 2011 publiziert). Das Infektionsgebäude war durchaus auch für Kinder vorgesehen:
Jede Abteilung hat neben dem Schwesternzimmer mit besonderem Bad die entsprechenden Nebenräume, wie Teeküche, Klosett, Kinderklosett[…].
Hanauer 1914: 65
Dennoch empfand Sarton-Saretzki die Situation als besonders schlimm, da er sich gesund fühlte und bei jedem Test die ersten beiden der drei notwendigen Abstriche negativ waren, der dritte aber wieder positiv. Er erinnert sich, wie er versuchte, sich die Zeit zu vertreiben:
Das war irgendwie an einer Mauer, auf die ich mal geklettert bin. – Wie ich das fertig gekriegt habe, weiß ich nicht mehr, denn es war alles abgeschirmt, und die Leute konnten auch nicht direkt ran. Als meine Eltern mich besucht haben, mussten sie z. B. hinter einem Stacheldraht stehen. – Ich bin also auf die Mauer geklettert, und hinter der Mauer – was war da? Da waren die Särge. Dort wurden die Leute, die gestorben sind, in die Särge verfrachtet. Und der Stationsarzt, ein gewisser Dr. Reiter, der hat mich erwischt. Er war wahnsinnig wütend, und ich musste noch eine Woche ins Bett, ich durfte nicht mehr aufstehen. Er war ganz, ganz böse darüber, dass ich das gesehen habe, das war doch ganz versteckt, hinten in der Ecke, und ich wurde schwer bestraft. Das war eben die Schwierigkeit mit der Diphtherie, dass man diese drei Abstriche machen musste. […] Ich weiß, dass ich dort wochenlang vollkommen isoliert war, total isoliert. Neben mir aber war ein Mädchen, die Marion David, mit der bin ich später ins Stadionbad zum Schwimmen gegangen, mit der habe ich mich unterhalten, das durfte ich auch nicht. Da war auch eine Barriere, aber man konnte sich abstützen und so rumgucken, aber man musste aufpassen, dass man nicht erwischt wurde.
Sarton-Saretzki 2010
Auf dem obenstehenden Foto erkennt Sarton-Saretzki die Isolationsstation wieder und deutet auf einzelne Teile des Bildes:
Ja, ja, da war man drin. Da war eine Veranda abgetrennt, und dann war hier ein Gang, der war auch abgetrennt; meine Eltern kamen mich besuchen, die mussten schreien, damit sie sich verständigen konnten. Die Mauer, auf die ich stieg – das weiß ich nicht mehr, wo die war. Ich weiß auch nicht mehr genau, wie lange ich da war, aber es war eine ziemlich lange Zeit.
Sarton-Saretzki 2010
Eine weitere Szene, die ihm im Gedächtnis blieb, ist die Situation, als er eine Spritze bekam.
Das war damals ja auch keine einfache Sache, Diphtherie. Ich bekam so eine Spritze [zeigt ca. 25 cm, Anm. d. V.] – so eine Spritze! – das war ein großes Theater, denn Diphtherie war damals eine schwere Krankheit mit sehr hohem Fieber. Und ich erinnere mich heute, dass das ja Pferdeserum war, das war vom Pferd.
Sarton-Saretzki 2010
Die Empörung über die ausweglose Situation merkt man ihm heute noch an, wenn er sagt:
Also was für eine Psychologie, was die geglaubt haben, dass man vollkommen gelähmt sein musste, dass man überhaupt nichts machen durfte. Man durfte mit überhaupt niemandem sprechen. Das ist doch vollkommen unmöglich für ein Kind, aber das haben die praktiziert. Also die waren nur daran interessiert, dass man mit niemandem Kontakt hatte, die hatten Angst, dass sich die Diphtherie ausbreitet.
Sarton-Saretzki 2010
Auf eine Rückfrage zum Alltagsleben, z. B. der Verteilung des Essens, sagt er:
Ich weiß nicht mehr wie ich das Essen bekam, mir wurde das Essen geliefert, wie, weiß ich nicht mehr, ob sie mir das hingeschoben haben oder so, aber es gab nur wenige Leute, die Kontakt haben durften. Ich glaube, das waren nur Leute, die extra dafür bestellt wurden.
Sarton-Saretzki 2010
Resümierend fügt Herr Sarton-Saretzki noch hinzu:
Die haben alle gleichbehandelt, glaube ich, ob Kind oder Erwachsenen ist ganz egal.
Sarton-Saretzki 2010
Fazit
Wie ein Kinderkrankenhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitete, beschreibt der Medizinhistoriker Wilhelm Kallmorgen am Beispiel des Böttgerheims in Frankfurt am Main:
In der Anstalt gingen von Anfang an Säuglingspflege und Mutterschutz Hand in Hand. […] Auch befaßte man sich mit der gründlichen Ausbildung von Kinderpflegerinnen. […] aufgenommen werden außer gesunden Kindern aus sozialen Gründen kranke Kinder aller Art, mit Ausnahme von Scharlach, Diphtherie und Masern, […] Das Institut ist allen Anforderungen einer modernen Kinderklinik entsprechend eingerichtet, […]
Kallmorgen 1936: 96
So arbeitete das Krankenhaus der israelitischen Gemeinde in der Gagernstr. 36 nicht. Doch der Hinweis auf Krankheiten wie Scharlach, Diphtherie und Masern zeigt die Stärken und die Zuständigkeit des Krankenhauses. Und das Krankenhaus hatte eine Gynäkologieabteilung, eine Entbindungsstation, einen Kindersaal und Säuglingszimmer. Und es waren ausgebildete Fachärzte (Internisten, Chirurgen) und Krankenschwestern, die Hebammen und Kinderpflegerinnen in ihren Reihen hatten und sich mit den medizinischen und sozialen Belangen der Säuglings- und Kinderpflege durch Beratungstätigkeit und Kinderpflege auskannten. Für schwere Fälle wie Diphtherie war das Krankenhaus allemal der Ort der Wahl.
Und zu betonen waren das persönliche Engagement von Personen wie Schwester Minna Hirsch, Dr. Adolf Deutsch und vieler anderer, die ein Netzwerk um das Krankenhaus formten und aus dem jüdischen Hospital einen Teil der Frankfurter Säuglings- und Kinderpflege machten.
Literatur und Quellen
Archivmaterial
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM)
ISG FFM – Magistratsakte V 568 / 61 Kinderheim 1909
ISG FFM, A.02.01, V-715
Frankfurter Schwesternverband e.V., 1913-1929
ISG FFM, A.51.01, 952
Israelitisches Gemeindehospital, [Königswarterstraße 26 bzw. ab 1914: Krankenhaus der israelitischen Gemeinde, Gagernstraße 36], 1865 – 1928
ISG FFM, A.63.04, 3997
Schwesternhaus Bornheimer Landwehr 85 / Bewässerungsplan, Grundriss, Schnitt, 1914 – 1915
ISG FFM, A.63.04, 7305
Krankenhaus Gagernstraße 36-38, Ecke Bornheimer Landwehr 81-83, Eigentümer: israelitische Gemeinde / Bewässerungsplan, Grundriss, Schnitt, 1911-1929
ISG FFM, S3, 875
Frankfurter Schwesternverband e.V. 1903
ISG FFM, S7A, 2002-555
Israelitisches Krankenhaus Gagernstraße, Mittelbau, ca. 1930
ISG FFM, S7Z, 1931-47
„Das Bildungswesen der Stadt Frankfurt am Main“ (Pädagogische Begleitausstellung zur Deutschen Lehrerversammlung): Ausbildung von Schwestern und Sanitätern, 26.05.1931 – 31.05.1931
ISG FFM Akte Magistratsakten R / 23 Bd. 3 – Wilhelm und Auguste Victoria-Stiftung-für Säuglingsfürsorge. „Kinderheim“ Eingetragener Verein: XIII. Jahresbericht für Verwaltungsjahr 1914, Frankfurt 1915
ISG FFM S7Z Nr. 1931-47
Schautafel zur pädagogischen Begleitausstellung der Deutschen Lehrerversammlung vom 26. Mai bis 31. Mai 1931 in Frankfurt
Jüdisches Museum Frankfurt
Sign. F88-2-168
Leo Baeck Institute New York / Center for Jewish History
LBI AR 25067
Margarete Katzenstein Collection, https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/6943
Datenbanken
Ancestry.de Adolf Deutsch
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/24706129:7579?tid=&pid=&queryId=f82492fd-5fcd-44be-99c1-5c183dee7fcb&_phsrc=PCM3&_phstart=successSource
Ancestry.de Minna Hirsch :
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/2002694258:7488
Ancestry.de Margarete Katzenstein
https://www.ancestry.de/search/?name=Margarete_Katzenstein&birth=1904
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Bönisch, Edgar 2024c: Ausbildung zur Säuglingskrankenschwester nach
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Seemann, Birgit 2024a: Der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge (1910–1925) und seine jüdische Geschichte
Seemann, Birgit 2024b: „(…) denn dies Haus ist Allen geweihet“ – das Clementine-Mädchen-Spital (eröffnet 1875): liberal-jüdische Anfänge und interkonfessionelle Zusammenarbeit
Steppe, Hilde 1997: „…den Kranken zum Troste und dem Judethum zur Ehre…“. Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Frankfurt am Main
Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main 1920: Rechenschaftsbericht 1913 bis 1919, Frankfurt am Main
Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahr 1914, Frankfurt am Main Wegmann, Hedwig 2012: Das Experiment „Das gesunde Kind“ unter kaiserlicher Protektion 1909-1929, Hamburg