Ein Beitrag von Birgit Seemann, März 2024
Für Rina
Einführung
Der Begriff der „Säuglingspflege“ umfasst auch in diesem Beitrag zugleich die „Säuglingskrankenpflege“ mit ihren vielfältigen Querverbindungen zur Säuglingsfürsorge. Bei der Differenzierung nach Altersklassen bewährt sich die Definition der heutigen Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hier angewandt auf kassenärztliche Leistungen. Danach betrifft die „Verwendung der Begriffe Neugeborenes, Säugling, Kleinkind, Kind, Jugendlicher und Erwachsener“ folgende Zeiträume (KBV: https://www.kbv.de/tools/ebm/html/4.3.5_162395004446927562274884.html [04.03.2024]):
– Neugeborenes bis zum vollendeten 28. Lebenstag;
– Säugling ab Beginn des 29. Lebenstages bis zum vollendeten 12. Lebensmonat;
– Kleinkind ab Beginn des 2. bis zum vollendeten 3. Lebensjahr;
– Kind ab Beginn des 4. bis zum vollendeten 12. Lebensjahr;
– Jugendlicher ab Beginn des 13. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr;
– Erwachsener ab Beginn des 19. Lebensjahres.
Von Beginn an widmete sich der damalige überkonfessionelle Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge der koordinierten Rettung und Versorgung benachteiligter und gefährdeter Neugeborener und Säuglinge – die Kleinsten und Schutzbedürftigsten eines Gemeinwesens und zugleich die Zukunft der Menschheit.
Aus eigenen Ressourcen und auf der Basis von Spendenaktionen eröffnete der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge (im Folgenden: FVfS) im gesamten Frankfurter Stadtgebiet bis zu fünfzehn Beratungsstellen mit engagierten Ärzten und Ärztinnen, Pflegenden und ehrenamtlichen Helferinnen. 1910 dank einer Initiative im Frankfurter Ärztlichen Verein entstanden, gestaltete der FVfS als Netzwerk und eingetragener Verein eineinhalb Jahrzehnte lang die Sozial- und Pflegegeschichte seiner Stadt mit, bis das Frankfurter Stadtgesundheitsamt dessen segensreiche Arbeit in seine Struktur übernahm. Den FVfS trugen über alle religiösen Unterschiede hinweg namhafte Persönlichkeiten des Frankfurter Bürgertums, doch mangelt es bislang (Stand: März 2024) an eigenständigen Untersuchungen. Bemerkenswert war der hohe jüdische Anteil, welcher nach der Shoah ebenfalls in Vergessenheit „geriet“.
„Margueritentag“ in Frankfurt
Das Projekt startete mit einem „Margueritentag“ in Frankfurt am Main – diesen kündigte für den 11. Oktober 1910 neben anderen Frankfurter Medien auch das Frankfurter Israelitische Familienblatt vom 23. September 1910 an:
„Am 11. Oktober [1910] findet im Gebiet von Groß-Frankfurt eine neue und eigenartige Wohltätigkeitsveranstaltung statt. Frauen und Mädchen werden allenthalben Margaretenblüten, die Blumen der Barmherzigkeit, feilbieten zu niedrigem Preis, so daß jedermann sich mit ihnen schmücken kann und so sein Scherflein beitragen zum so bedeutungsvollen Werk der Säuglingsfürsorge, denn ihr soll der Ertrag zufließen. Gilt es doch, in Frankfurt – auf die Anregung des Ärztlichen Vereins hin – eine große Organisation der Säuglingsfürsorge zu schaffen, aufbauend auf dem schon Vorhandenen. Es gilt, die Krippen auszubauen, Mütterberatungsstellen zu schaffen und vor allen Dingen eine großzügige Propaganda für die natürliche Ernährung der Säuglinge einzuleiten. Das Ziel ist eine Verminderung der Säuglingssterblichkeit und ein Vorbeugen der Säuglingserkrankungen.“
(Margueritentag und Säuglingsfürsorge 1910)
Der „Margueritentag“ (auch: Margaretentag, Margeritentag, Blumentag) – u.a. benannt nach der als Schutzpatronin und Nothelferin verehrten Heiligen Margareta von Antiochien (3. Jahrhundert) – bezeichnet eine ganz besondere Spendenkampagne aus dem Bürgertum und seinen sozialen Vereinigungen zur Behebung drängender Missstände und zur Förderung der Wohlfahrt, insbesondere bei der Kinderversorgung. Hierbei galten Margeriten als die „Blumen der Barmherzigkeit“. Im Deutschen Reich fand der „Margueritentag“ unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria und weiteren Mitgliedern des Kaiserhauses in der Hauptstadt Berlin und zahlreichen weiteren Städten statt.
Auf ihrem Online-Portal Garten-Literatur informiert Maria Mail-Brandt:
„Junge Mädchen aus dem Bürgertum putzten sich mit weißen Margeriten (oder den jeweils anderen Blumen) geschmückten Kleidern heraus und verteilten Kunstblumen gegen eine Spende. Erhaltene Postkarten und Plakate zeugen von aufwändig gestalteten Blumentagen in verschiedenen Städten wie Hannover, Bayreuth, Chemnitz, Berchtesgaden, Leipzig, Marburg und Trier, die zwischen 1910 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges stattfanden.“
(Zitiert nach: Garten-Literatur: https://www.garten-literatur.de/Kalender/margaretentag.html)
In Frankfurt am Main stand der Margueritentag ganz im Zeichen der Säuglingsrettung – hier unter der Schirmherrschaft der mit dem Landgrafen von Hessen verheirateten Prinzessin Friedrich Karl von Hessen (Prinzessin Margarethe von Preußen, die jüngste Schwester des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.). Angesichts hoher Mortalität wurde Säuglingspflege zur patriotischen Pflicht erklärt: „400.000 Säuglinge sterben in unserem Vaterlande im 1. Lebensjahr[,] und unberechenbar viele verfallen späterem Siechtum durch die mangelhafte Fürsorge in ihrer ersten Lebenszeit“, vermeldet der obige Aufruf zum „Frankfurter Margueritentag“ im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 7. Oktober 1910 das erschreckende Ausmaß der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich. Es galt die Allgemeinheit „ohne Unterschied des Standes, der Konfession und der Partei“ aufzurütteln und die gesellschaftliche Notwendigkeit einer kompetenten Säuglingsfürsorge in das öffentliche Bewusstsein zu heben. Federführend für den Frankfurter Margueritentag des 11. Oktober 1910 war gemeinsam mit dem Krippenverein ein vom Frankfurter Ärztlichen Verein eigens für die „einheitliche Organisation der Säuglingsfürsorge“ gebildeter Ausschuss. Die Spendenaktion, ein überwältigender Erfolg, „brachte einen Reinerlös von mehr als 112.000 Mark“ (Thomann-Honscha 1988a: 120). Die Hälfte des Betrags als erste finanzielle Basis nutzend, gründete sich der Frankfurter Verein für Säuglingsfürsorge am 8. Dezember 1910. Zunächst vermutlich in Räumlichkeiten des Frankfurter Vereins für Hygiene untergebracht, befand sich seine Geschäftsstelle spätestens nach dem Ersten Weltkrieg in der Neuen Kräme 9 (UB JCS Ffm: Frankfurter Adressbücher: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/nav/classification/8688176).
Exkurs: Säuglingssterblichkeit und Säuglingspflege im Deutschen Reich
„[Im] Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Deutschland eine der höchsten Säuglingssterblichkeitsraten in ganz Europa aufzuweisen. (…) Die Säuglingssterblichkeit hatte in Deutschland im Durchschnitt der Jahre 1892–1895 gravierende 22,2 Prozent, 1901 dann 20,7 Prozent, 1902 immer noch 18,3 Prozent und 1903 wieder 20,4 Prozent betragen. Deutschland stand damit bezüglich der Höhe der Säuglingssterblichkeit mit Russland an letzter Stelle im europäischen Vergleich. In allen anderen Ländern blieb die Säuglingssterblichkeit unter 20 Prozent. (…) Als Ursachen gerieten vor allem die Mängel in der Ernährung und Pflege des Säuglings in den Fokus. So war zu dieser Zeit die Verabreichung von Mehlbrei und Zuckerwasser, die in der Regel am Morgen zubereitet und dann mehrmals täglich aufgewärmt wurden, sowie oft auch Branntwein oder Bier zur Ernährung des Säuglings durchaus üblich.“
(Gellrich 2012a: 127, 129)
Die Gründe für die hohe Säuglingssterblichkeit im Deutschen Kaiserreich bis in das 20. Jahrhundert können hier nur kurz angesprochen werden (in Auswahl Thomann-Honscha 1988; Dahlmann 2001; Fehlemann 2007; Vögele 2009; Gellrich 2012 u. 2012a; Blessing 2013; s. auch Bönisch 2022 u. 2023). In Deutschland war die Gesundheits- und Infektionsgefahr mit der „nachholenden“ dynamischen Industrialisierung im 19. Jahrhundert, Massenzuwanderung in die Städte, riskanter Lohnarbeit (u.a. mangelnder Arbeitsschutz, Unfälle, Erwerbsminderung ohne sozialversicherungsrechtliche Absicherung) und miserablen Wohnverhältnissen dramatisch gestiegen – was zugleich den Anstoß zum Auf- und Ausbau eines modernen Gesundheitswesens gab: „Traditionelle Formen der Lebensweise, Gesundheitspflege und Krankenfürsorge durch Familie und Dorfgemeinschaft lösten sich auf, Alternativen wurden notwendig“ (Dahlmann 2001: 5). Zuvor galt Säuglingssterblichkeit vielerorts als unvermeidliches Schicksal – wenn nicht gar „als Regulativ gegen Überbevölkerung im Rahmen einer natürlichen Selektion“ (ebd.: 8), das vermeintlich Schwächere und weniger Lebensfähige betraf. Als sich um die Jahrhundertwende ein Geburtenrückgang ankündigte, wuchs in den Eliten und dem Bürgertum allerdings die Befürchtung, dass drohender Arbeitskräfte- und Soldatenmangel womöglich die Zukunft der deutschen Nation gefährde. Vor diesem Szenario konnten Kinderärzte Überzeugungsarbeit leisten, dass sich Investitionen in das Überleben des einzelnen Säuglings wie Kosten für Arzt, Hebamme und die Ernährung des Säuglings sich gesellschaftlich „lohnten“. Eine Säuglingsfürsorgebewegung entstand, in der „neben der Kaiserin und hohen Staatsbeamten auch Teile der Ärzteschaft, führende Kommunalbeamte, lokale Honoratioren, konservative Frauenvereine sowie Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung“ zusammenwirkten (Fehlemann 2007: 13). Zugleich war hier, wie der Medizinhistoriker Paul Weindling kritisch anmerkt, „eine breite Unterstützungsbasis vorhanden, die dem Ziel der herrschenden Eliten dienen sollte, tiefe gesellschaftliche Widersprüche des Kaiserreichs zu neutralisieren“ (zit. n. ebd.). Die Modernisierung der Kinderheilkunde und Säuglingsfürsorge und -pflege mit neuen Berufsfeldern drängte die „traditionelle“ Hebamme zunehmend in den Hintergrund (ebd.: 260-279). Im Wissenschafts- und Universitätsbereich differenzierte sich das Fachgebiet der Kinder- und Sozialmedizin aus; Lehrstühle wurden geschaffen und gemäß der damaligen Geschlechterhierarchie männlich besetzt, während die Pflege „weiblich“ konnotiert blieb:
„Zunächst ist der Beruf der Säuglingspflegerin beziehungsweise der Säuglingskrankenpflegerin zu nennen. Hier kam es früh (…) zu einer Zweiteilung. Danach war die Säuglingspflegerin für die Pflege des gesunden Säuglings in der Familie zuständig, die Säuglingskrankenpflegerin für die Pflege des kranken Säuglings in der Anstalt. Daneben entstand der Beruf der Säuglingsfürsorgerin. Diese arbeitete mit dem Arzt in den neu entstandenen Mütter- und Säuglingsfürsorgestellen, machte Hausbesuche, kontrollierte die Befolgung ärztlicher Anweisungen und war für eine Reihe organisatorischer Aufgaben zuständig. (…) Vom Ende der 1890er Jahre, als erstmals in Deutschland Säuglingspflegerinnen ausgebildet wurden, bis 1930, als im Bereich der Pflegeberufe die Ausbildung zur Säuglings- und Kinderpflegerin bzw. Säuglings- und Kinderkrankenschwester als erste reichseinheitlich geregelt worden war, begann sich auch die Säuglingsfürsorge in Deutschland zu entwickeln und sich schließlich in der Weimarer Republik als Teil der öffentlichen Gesundheitsfürsorge fest zu etablieren. Es waren die nationale Relevanz und die große öffentliche Präsenz der Säuglingsfürsorge, die die Professionalisierung der Pflegeberufe auf diesem Gebiet entscheidend beförderten.“
(Gellrich 2012a: 127f.)
Aus der Säuglingsfürsorgebewegung hervorgegangene Vereinigungen wie der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge widmeten sich primär der „offenen Fürsorge“, wozu vor allem die Schaffung von Standorten zur Mütterberatung und zur Verteilung von Säuglingsmilch zählten: „Die Fürsorgestellen waren das wichtigste Instrument der Säuglingsfürsorgebewegung. (…) Insbesondere seit 1904/5, als die Senkung der Säuglingssterblichkeit als nationale Aufgabe etabliert wurde, ist der Ausbau dieser Institutionen vorangetrieben worden“ (Fehlemann 2007: 298). Die Angebote richteten sich vor allem an Bedürftige und Industriearbeiter/innen. Eine weitere „besondere Zielgruppe innerhalb der Mütter- und Säuglingsfürsorge waren die unverheirateten Mütter. Ihre spezielle Rolle wurde damit begründet, dass bei den unehelich geborenen Kindern die Säuglingssterblichkeit besonders hoch war“ (ebd.: 309). Hier fand die Frauenrechtlerin Anna Pappritz (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Pappritz) deutliche Worte und
„berichtete von den zahlreichen Vergewaltigungsopfern, die in den Anstalten Aufnahme fanden, von den noch unkonfirmierten, also unter 14-jährigen schwangeren Mädchen. ,Andere wieder kommen durch die schrecklichen Wohnungsverhältnisse in ihre traurige Lage. Man findet in fast jedem Wöchnerinnenheim halbe Kinder von 14-16 Jahren, die von Verwandten oder Schlafburschen missbraucht wurden’. (…) Obwohl unter den unehelichen Müttern in Dresden die Fabrikarbeiterinnen die weitaus größte Gruppe bildeten, stellten vor allem Dienstmädchen die Klientel der Versorgungshäuser. Dies lag nicht zuletzt an den besonderen Lebensumständen dieses Berufes. Anders als die Fabrikarbeiterinnen verloren sie bei einer Schwangerschaft nicht nur die Arbeit, sondern auch die Wohnstätte.“
(Ebd.: 328)
Große Sorge bereitete darüber hinaus der enorme Anstieg der Säuglingssterblichkeit bis zu 40 Prozent während sommerlicher Hitzewellen in den Städten, vor allem hervorgerufen durch Magen-Darm-Störungen wie Erbrechen. Zum tragischen Höhepunkt wurde in Deutschland und Europa das Hitzejahr 1911 mit Wasserknappheit, Ernteverlusten und erhöhten Lebensmittelpreisen für Grundnahrungsmittel.
Gemäß der statistisch fundierten Überzeugung, dass eine durch wissenschaftliche Erkenntnisse fundierte Ernährung des Säuglings mit Muttermilch (anstelle der von Unternehmen wie etwa Nestlé angepriesenen künstlich erzeugten Ersatzmilch) die Konstitution des Säuglings stärke und die Sterblichkeit senke, propagierte die Säuglingsfürsorgebewegung eine Rückkehr zum Stillen (zur Kulturgeschichte des Stillens etwa Seichter 2020). Hier verwiesen sozial engagierte Mediziner/innen auf häufige Ursachen von Stillverweigerung bis hin zur Stillunfähigkeit: Armut, Unterernährung, mangelnde Hygiene, außerhäusliche Frauenlohnarbeit ohne Still-Räume. Dringend empfahlen sie eine Verbesserung der Lebensbedingungen hinsichtlich „Wohnungshygiene, Wasserversorgung, Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, gesetzliche[] Regelungen zum Arbeiterinnen- und Mutterschutz“ (Fehlemann 2007: 281). Auch wenn etwa der Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge seine Zielgruppen ungeachtet ihrer Herkunft und Schichtzugehörigkeit ansprach, lag der Fokus der Beratungsstellen auf den unterprivilegierten Müttern; nebenamtlich tätige Ärzte und Ärztinnen arbeiteten mit ausgebildeten Krankenschwestern und Fürsorgerinnen Hand in Hand. Neben der Gesundheitsberatung der Mütter wurden die Säuglinge medizinisch untersucht, Stillgelder und saubere Milch verteilt, Säuglingskurse sowie gegebenenfalls Hausbesuche von Fürsorgerinnen organisiert. Vermittelt wurden Kenntnisse wie das richtige Anlegen des Säuglings, Brustwarzenpflege und Stundenpläne für geregelte Mahlzeiten. Aus „Anlage oder Milieu“, wie 1923 die Sozialwissenschaftlerin und Reformerin der Säuglingsfürsorge Dr. Marie Baum (eine Nachfahrin des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn, Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Baum) formulierte, ergaben sich allzu häufig
„Überfütterung (…), falsche Zusammensetzung der künstlichen Nahrung oder Beikost, mangelhafter Stillwille, der berüchtigte Schnuller, der ‚lange Sauger’, das schwere Federbett, das Wickelband, der Mangel eines eigenen Bettchens, Standort des Bettchens am Herd oder Ofen, mangelhafte Lüftung – wer vermag alle die Quälereien aufzuzählen, die meist in guter Absicht das arme Opfer treffen!“
(Zitiert nach: Fehlemann 2007: 286)
Während des Ersten Weltkrieges wurde die Säuglingsfürsorge im Kaiserreich, wie der Medizinhistoriker Jörg Vögele ausführt, keineswegs eingeschränkt, sondern im Gegenteil weiter ausgebaut:
„Wenn schon die Hitzewelle 1911 als Argument genutzt wurde, sich stärker um das Wohl der Säuglinge zu kümmern, so verstärkte sich dies durch erneut steigende Säuglingssterberaten unmittelbar nach Ausbruch des Krieges. Zahlreiche fürsorgerische Maßnahmen wurden in die Wege geleitet, und tatsächlich ging die Säuglingssterblichkeit insbesondere in den Städten in den folgenden Jahren 1915 und 1916 signifikant zurück, was im Wesentlichen auf ein verändertes Stillverhalten zurück zu führen ist. (…) Die Arbeit der Beratungsstellen wurde so in das öffentliche Leistungsangebot integriert. Daraus erwuchs ein enormer Ausbau von Säuglingsfürsorgestellen während des Ersten Weltkrieges.“
(Vögele 2009: 75f.)
Die Säuglingspflege galt jetzt vermehrt als „nationale und patriotische Pflicht (…). Noch während des Krieges kam es schließlich zur ersten reichseinheitlichen Regelung bezüglich der Ausbildung in der Säuglingspflege“ (Gellrich 2012a: 143). Die Historikerin Silke Fehlemann beschreibt in ihrer Düsseldorfer Dissertation Armutsrisiko Mutterschaft. Mütter- und Säuglingsfürsorge im Deutschen Reich 1890–1924 den enormen Ausbau der Säuglings- und Kleinkinderversorgung:
„Insgesamt waren in den Kriegsjahren 1.274 neue Säuglingsfürsorgestellen eingerichtet worden, von denen allein 1.020 auf die Jahre 1917/18 fielen. Die Kriegsfolgen auf die Gesundheit der Säuglinge wurden kontrovers diskutiert. (…) Richtig deutlich zeigten sich die Kriegsfolgen jedoch bei den Kleinkindern anhand von Krankheiten wie Rachitis, Tuberkulose und anderer Infektionskrankheiten. Insofern wurde die Säuglingsfürsorge schon während des Ersten Weltkrieges auf vielen Ebenen durch die Kleinkinderfürsorge ergänzt.“
(Fehlemann 2007: 341)
Nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen immensen Verlusten an Menschenleben wurde die Säuglingsfürsorge zunehmend unter dem Aspekt bevölkerungspolitischer und sozialhygienischer Maßnahmen betrachtet. In der Weimarer Republik fand angesichts des drohenden Bankrotts vieler Wohlfahrtsinstitutionen infolge Krieg und Hyperinflation eine Koordinierung und Zentralisierung des Gesundheits- und Wohlfahrtswesens statt. Die Mütter-, Säuglings-, Kinder- und Jugendfürsorge wurde weiter ausgebaut und in Städten wie Frankfurt am Main, die über ein eigenes Gesundheitsamt verfügten, dort angesiedelt. 1924 trat das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz in Kraft als ein „umfassendes Regelwerk, das von der Säuglingsfürsorge über die Fürsorgeerziehung und die Vormundschaft bis hin zur Jugendgesundheitsfürsorge zentrale Fragen der Jugendfürsorge erstmals gesetzlich organisierte“ (Fehlemann 2007: 348). Am 28. Juli 1925 wurde das Reichsgesetz über den Ausbau der Angestellten- und Invalidenversicherung und über Gesundheitsfürsorge in der Reichsversicherung wirksam. Die Reformen scheiterten letztlich an der Weltwirtschaftskrise; um sich greifende eugenische Vorstellungen öffneten die Falltore für die mörderische völkische Rassenhygiene des Nationalsozialismus.
Unter den Fittichen des auch als Stadtverordneter kommunalpolitisch aktiven Kinder- und Sozialmediziners Wilhelm Hanauer waren die zuletzt fünfzehn Beratungsstellen des 1925 aufgelösten Frankfurter Verbandes für Säuglingsfürsorge in die Struktur des Frankfurter Gesundheitsamtes integriert worden. Sein Kollege Heinrich Rosenhaupt, ebenfalls Mitbegründer des Verbands und 1921 Stadtarzt am Frankfurter Gesundheitsamt, war bereits 1922 an das neu gegründete Mainzer Gesundheitsamt gewechselt (Frost 1995).
Adolf Deutsch, Wilhelm Hanauer, Heinrich Rosenhaupt: zur jüdischen Geschichte des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge
Auch aus heutiger Sicht ist der hohe jüdische Anteil an der Säuglingsfürsorgebewegung in Deutschland signifikant. Dies schließt neben den Mediziner/-innen, Pflegenden, Fürsorgerinnen und Akteurinnen der Frauenbewegung (für Frankfurt a.M. Seemann 2023b) auch beteiligte Unternehmen ein. Großen Teilen des Bürgertums war selbst an der Gesundheit und Leistungskraft seiner Bediensteten und Arbeiter/innen und ihrer Familien gelegen; einige Firmen behandelten soziale Fragen als programmatische „Chefsache“ und widmeten sich etwa der betrieblichen Säuglingsfürsorge. Dies war finanzkräftigen Konzernen wie Henkel (Düsseldorf), Bayer (Leverkusen) oder BASF (Ludwigshafen) möglich. Als ein herausragendes Beispiel hebt Silke Fehlemann das Unternehmen Karl Bensinger (Rheinische Gummi- und Celluloid-Fabrik Mannheim-Neckerau) hervor:
„Bensinger verfügte über eine Entbindungsanstalt, eine Milchküche und ein Säuglingsheim. Um die Arbeiterinnen, wie es ein firmeninternes Merkblatt formulierte, zu ihrer heiligsten Pflicht, dem Stillen, zu animieren, wurden die Arbeitspausen verlängert, um der Arbeiterin die Möglichkeit zu geben, ihren Säugling in diesen Pausen selbst zu ernähren. Dieser umfassende Ansatz stellt eine absolute Ausnahme dar.“
(Fehlemann 2007: 294)
Hier handelte es sich interessanterweise um ein jüdisch gegründetes Unternehmen (Alemannia Judaica Mannheim: https://www.alemannia-judaica.de/mannheim_personen.htm; Geni: https://www.geni.com/people/Karl-Bensinger/6000000028161492637; s. auch Marchivum: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=751028 [letzte Aufrufe am 04.03.2024]). Richten wir den Blick wieder auf den Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge, finden wir in dessen Mitgliederverzeichnis die Namen der Gebrüder Albert und Fritz Sondheimer sowie von Louis Feist (UB JCS Ffm: Jahresberichte FVfS 1913) – die beiden Teilhaber und der Prokurist des orthodox-jüdisch geführten Metallkonzerns Beer, Sondheimer u. Co.. Hier lag die Motivation über praktische Erwägungen hinaus in der Erfüllung des jüdischen Gebots der Zedaka (soziale Gerechtigkeit durch Wohlfahrt und Ausgleich).
Ein hoher Anteil: Pionier/-innen der Säuglings- und Kinderheilkunde in Deutschland mit jüdischer Herkunft
Die ärztlichen Pioniere und Pionierinnen einer eigenständigen, modernen und lebenserhaltenden Säuglingskrankenpflege und -fürsorge in Deutschland stammten zu einem erheblichen Teil aus der jüdischen Minderheit. Dem hiesigen Nestor der Geschichte der Kinderheilkunde Eduard Seidler (1929–2020) zufolge waren im Deutschen Reich um 1933 insgesamt zwischen 15 und 16 Prozent der Ärztinnen und Ärzte jüdischer Herkunft – bei einem jüdischen Bevölkerungsanteil von lediglich 0,9 Prozent (Seidler 2000: 15). Bevorzugt engagierten sie sich im Fachgebiet Kindermedizin; 611 von 1.253 aus verschiedenen Quellen nachgewiesenen deutschen Pädiater/-innen fielen nach der NS-Machtübernahme unter die Nürnberger „Rassegesetze“: „Dies sind 48,8% – nahezu jeder zweite Kinderarzt in Deutschland war oder galt als Jude (…). Der jüdische Kinderarzt gehört vielfach noch zum Erinnerungsgut derjenigen, die zu dieser Zeit noch Kinder waren“ (ebd). Was den Frauenanteil betraf, waren 1930 45,7 Prozent aller Fachärztinnen Kinderärztinnen (bei einem Gesamtanteil an der damaligen Ärzteschaft von nur 6,3 Prozent im Jahr 1932). Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten betrug der Frauenanteil an den antisemitisch verfolgten Pädiater/-innen nahezu ein Drittel (32 Prozent). In Berlin praktizierten 1933 74 jüdische Kinderärztinnen, in Breslau elf, in Frankfurt a.M. dreizehn, in Hamburg acht (ebd.: 22). Der 1924 zur Behebung der Frauenbenachteiligung im Medizinberuf begründete Bund Deutscher Ärztinnen (heute Deutscher Ärztinnenbund e.V.: https://www.aerztinnenbund.de [04.03.2024]) bestand 1933 „zu fast zwei Dritteln aus ,nichtarischen’ Mitgliedern“ (ebd.). Zu den möglichen Gründen für diese hohe Repräsentanz zählt Andrea Autenrieth in ihrer Dissertationsstudie über NS-verfolgte Mediziner/innen am Dr. von Haunerschen Kinderspital (München) neben sozialen und humanitären Zielen auch die Möglichkeit, die neuen Fachgebiete und Berufsfelder der Säuglings-, Kinder- und Sozialmedizin außerhalb der bis zum Ersten Weltkrieg und darüber hinaus häufig antisemitisch agierenden Universitäten zu etablieren (Autenrieth 2012: 90ff.). Dies gelang so erfolgreich, dass sich nach dem Ersten Weltkrieg auch die Hochschulen öffneten und die ersten Lehrstühle für Kinder- und Sozialmedizin einrichteten. An die eindrucksvollen Projekte dieser Vorkämpfer/innen – nicht wenige befanden sich später unter den Verfolgten, Vertriebenen und Ermordeten des Nationalsozialismus – erinnert der Neuropädiater Michael Straßburg:
„Ab Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich vor allem jüdische Kinderärzte für den Auf- und Ausbau sozialpädiatrischer Einrichtungen verdient gemacht. Neben Arthur Schloßmann in Dresden waren dies u.a. Hugo Neumann und Heinrich Finkelstein in Berlin sowie Max Taube in Leipzig mit der vorbildlichen Betreuung von kranken Neugeborenen und Säuglingen sowie der Einrichtung von Mütterberatungsstellen. Gustav Tugendreich aus Berlin hat in einem ausführlichen Handbuchartikel zusammen mit Max Mosse am Beispiel der kindlichen Tuberkulose die Zusammenhänge von Krankheiten und sozialer Lage publiziert.“
(Straßburg 2012; s. auch ders. 2022)
1898 begründete Arthur Schloßmann mit dem Dresdner Säuglingsheim das erste Hospital für kranke Säuglinge in Deutschland (Dorothea Eickemeyer in: Sächsische Biografie, https://saebi.isgv.de/biografie/Arthur_Schlo%C3%9Fmann_(1867-1932); s. auch Blessing 2013; Bönisch 2022; DGKJ Datenbank; Wikipedia mit Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schlo%C3%9Fmann). Gustav Tugendreich (1948 im Exil von Los Angeles verstorben) gehörte 1909/10 zu den Herausgebern des wegweisenden Handbuchs Die Mutter- und Säuglingsfürsorge (Benjamin Kuntz in: Kinderärztliche Praxis 89 (2018) 3, S. 206-208, online: https://www.kinderaerztliche-praxis.de/a/gustav-tugendreich-erinnerung-an-einen-wegbereiter-der-modernen-sozialpaediatrie-1891857; DGKJ Datenbank). Adolf Baginsky leitete als Mitbegründer und langjähriger Direktor das Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus zu Berlin (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Baginsky). Jüdisch geboren war auch der später getaufte Leo (Leopold) Langstein, Direktor des Kaiserin-Auguste-Victoria-Hauses, Präsident der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Kinder- und Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich und der erste Vorsitzende des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DGKJ Datenbank; Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Langstein). Erwähnt seien noch Lucie Adelsberger, welche über Die Verdauungsleukocytose beim Säugling promovierte (Kuntz 2020; Wikpedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lucie_Adelsberger), Georg Peritz, ein vergessener Wegbereiter der Neuropädiatrie und Autor des erstmals 1912 veröffentlichten Standardwerks Die Nervenkrankheiten des Kindesalters (Straßburg/ Kuntz 2020) oder Kurt Huldschinsky, welcher erfolgreich die Rachitis bei Kindern bekämpfte (Kuntz 2021; Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Huldschinsky) [letzter Aufruf aller Links am 04.03.2024].
Zu diesem innovativen Kreis gehörten mit Heinrich Rosenhaupt, Wilhelm Hanauer und Adolf Deutsch auch die drei Hauptinitiatoren des überkonfessionellen Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge. Über dessen Gründungsmotive informiert der sehr wahrscheinlich von Heinrich Rosenhaupt (s. auch ders. 1912) verfasste erste Jahresbericht:
„Wissenschaftliche Vorträge der Herren Dr. Hanauer und Dr. Deutsch und anschließende Diskussionen im Frankfurter Ärztlichen Verein hatten die Aufmerksamkeit des Vereins auf eine empfindliche Lücke in der sozialen Fürsorge in unserer Stadt gelenkt. (…) Die reichen Erfahrungen der letzten Jahre auf dem Gebiete der Säuglingsfürsorge ergeben die überwiegende Bedeutung der offenen Fürsorge für die Lösung dieses Problems, das für den Bestand und die Kraft unseres Volkes von ausschlaggebender Bedeutung ist. Mehr als 400.000 Säuglinge sterben im ersten Lebensjahre in unserem Vaterlande. 1.600 in Frankfurt a.M.! Darunter Hunderte gesunder Kinder, die ärztliche Aufsicht und geeignete Fürsorge hätten am Leben erhalten können. Mangelhafte Pflege legt den Keim zu langjährigem Siechtum in so manches Kind, dessen späteres trauriges Dasein eine Folge von Verhältnissen ist, die zum großen Teil durch frühzeitige ärztliche Beratung und soziale Fürsorge auszugleichen gewesen wären.
(FVfS 1911 [Hervorhebungen im Original])
Bei der Vorbesprechung über eine großzügige Organisation der Säuglingsfürsorge in Frankfurt meldeten sich 70 Ärzte, die bereit waren, dessen Aufgabe durch ihre Mitarbeit zu fördern.“
Während aus der sozialen Fürsorge u.a. der jüdische Frauenverein Weibliche Fürsorge e.V. zu den Vorreitern zählte, war es auf medizinischem Gebiet der oben erwähnte Frankfurter Ärztliche Verein und damit die Standesorganisation der in Frankfurt a.M. ansässigen Ärzte und Ärztinnen (vgl. zu der noch weiter zu erforschenden Geschichte des Ärztlichen Vereins Flehr 1982; Thomann-Honscha 1988a; Hafeneger u.a. 2016; ISG FFM V48 Nr. 332). Dort hatte sich Dr. Heinrich von Mettenheimer (auch: Mettenheim, 1867–1944) – zu dieser Zeit Leiter des Christ’schen Kinderhospitals, danach der Städtischen Kinderklinik im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen, bis 1935 Ordinarius für Kinderheilkunde und Direktor der Universitäts-Kinderklinik, „März 1935 vorzeitige Entlassung und Emeritierung wegen jüdischer Herkunft der Ehefrau“ (DGKJ Datenbank) – schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine allgemeine Säuglingsfürsorge in Frankfurt a.M. eingesetzt, um die Säuglingssterblichkeit zu senken. In einem weiteren im Ärztlichen Verein gehaltenen Referat (1906) sagte Sanitätsrat Dr. med. John Rothschild (1869 – 1951 im Exil von Key Gardens/ New York, vgl. DGKJ-Datenbank), einer der ersten niedergelassenen Frankfurter Kinderärzte und langjähriger Stadtschularzt, der Propagierung künstlicher Säuglingsnahrung den Kampf an und empfahl dringend die Förderung des Stillens (Thomann-Honscha 1988b: 113f.).
Anders als Dr. Rothschild befürwortete Dr. Heinrich Rosenhaupt, Gründer und Leiter der ersten privaten Fürsorgestelle für Mütter und ihre Säuglinge in Frankfurt, den systematischen Ausbau weiterer Beratungsstellen; ungeachtet der Kontroverse schloss sich auch Dr. Rothschild später den beratenden Ärzten des FVfS an. Im Ärztlichen Verein referierte 1908 Dr. Adolf Deutsch, Leiter der Säuglingsberatungsstelle am Israelitischen Gemeindehospital (Königswarterstraße), über die Bedeutung von Säuglings-Milchküchen im Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit. Und Dr. Wilhelm Hanauer „lieferte 1909 mit seinem wissenschaftlichen Vortrag über Säuglingssterblichkeit in Frankfurt am Main wichtige statistische und epidemiologische Daten“ (Thomann-Honscha 1988b: 114; vgl. Hanauer 1910a, 1910b, 1911). Als Resultat dieser nachhaltigen Bemühungen wählte der Ärztliche Verein eigens eine Kommission, welche mit dem Anliegen einer organisierten Säuglingsfürsorge mit „allen interessierten Behörden, Instituten, Vereinen und Personen“ in Kontakt trat (ebd.: 119). Trotz staatspolitisch bedingter Vorbehalte seitens des Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes als dem damaligen Vorsitzenden der (heute noch bestehenden) Wilhelm und Auguste Viktoria Stiftung für Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main gegen eine neue kommunal angelegte Organisation veranstaltete der Ärztliche Verein, wie oben erwähnt, am 11. Oktober 1910 mit dem Krippenverein den „Margueritentag“ und rief am 8. Dezember 1910 den Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge ins Leben.
Dieser Erfolg im Dienste der Kinderrettung verdankte sich hauptsächlich den jüdischen Kinderärzten im Frankfurter Ärztlichen Verein, allen voran Dr. Rosenhaupt, Dr. Deutsch und Dr. Hanauer. Wie auch ihren Kollegen Dr. Rothschild trieben sie neben der Sorge um das Überleben und die Gesundheit Neugeborener, die soziale Not ihrer Mütter und den Fortbestand einer leistungsfähigen deutschen Nation ebenso jüdische Anliegen um: Als gläubige Juden erfüllten sie mit ihrem Engagement für die Kranken und die Schwächsten der Gesellschaft zugleich die Mitzwot (religiöse Gebote und Pflichten) der Zedaka und der Gemilut Chessed (Taten der Nächstenliebe). Adolf Deutsch, Wilhelm Hanauer und John Rothschild waren nachweislich Brüder der Frankfurt-Loge des B’nai B’rith („Söhne des Bundes“ [mit Gott]), einem jüdischen Orden, der sich gemeinsam mit seinen Schwesternvereinigungen unter dem Dach von Zedaka, Bildung und Kultur für den Zusammenhalt und die humanitäre Fortentwicklung der von Antisemitismus, „Assimilation“ und Konversion (Taufe) bedrohten deutsch-jüdischen Minderheit einsetzte (Gut 1928; Seemann 2023c). Dies schloss die Fürsorge für die jüdischen Nachkommen ein (deren Sterblichkeit statistisch gesehen unterhalb der Mortalität christlicher Säuglinge lag). Zu diesem Themenfeld hatte Regierungsrat Ludwig Knöpfel (gest. 1939), Experte und von 1920 bis 1924 Leiter der Großherzoglichen Zentralstelle für die Landes-Statistik (heute das Hessische Statistische Landesamt), mehrere Fachbeiträge in der vom Bureau für Statistik der Juden herausgegebenen Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden publiziert (Knöpfel 1910, 1913, 1914a u. 1914b; s. in Auswahl auch Hanauer 1919, 1924, 1928 sowie Bureau für Statistik der Juden 1908; Fürth 1916; Löffler 1916).
Adolf Deutsch
Im Folgenden werden Adolf Deutsch, Wilhelm Hanauer und Heinrich Rosenhaupt, deren Leistungen für die Stadt Frankfurt am Main (und bei Dr. Rosenhaupt auch für Mainz) als Nachwirkung der Shoah noch heute zu wenig bekannt sind, kurz vorgestellt. So hatte sich Sanitätsrat Dr. med. Adolf Deutsch (1868–1942) auf innere und Kinderkrankheiten spezialisiert. Er war ein entschiedener Förderer der beruflichen jüdischen Krankenpflege und viele Jahre lang Vorsitzender des von ihm mitbegründeten ersten Vereins für jüdische Krankenpflegerinnen in Deutschland (Frankfurt a.M.); in dieser Funktion leitete er auch die von Müttern aller Konfessionen aufgesuchte Säuglingsberatungsstelle mit Säuglings-Milchküche im jüdischen Krankenhaus und Schwesternhaus. 1892 hatte sich Dr. Deutsch nach seiner Heidelberger Promotion über „kryptogene Sepsis“ (Blutvergiftung mit unbekanntem Infektionsherd) als praktischer Arzt in Frankfurt niedergelassen und behandelte zudem als Assistenzarzt am Israelitischen Gemeindehospital Königswarterstraße. Dort und im nachfolgenden neuen jüdischen Gemeindekrankenhaus Gagernstraße leitete er von 1895 bis zu ihrer inflationsbedingten Schließung 1923 die Polikliniken. Als Armenarzt der Israelitischen Gemeinde versorgte er voller Hingabe jüdische wie nichtjüdische Frankfurter/innen und gehörte darüber hinaus dem Vorstand des Krankenunterstützungsvereins Bikkur Cholim an. 1931 wählte ihn der Frankfurter Ärztliche Verein zum Vorsitzenden. Trotz aller Verdienste liegt von Adolf Deutsch bislang kein Foto vor, die biografischen Informationen sind spärlich. Doch findet sich anlässlich seines 70. Geburtstages ein Beitrag im Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt, verfasst von seinem langjährigen Kollegen, zeitweiligen Vorgesetzten sowie Logenbruder Prof. Dr. Simon Isaac (Chefarzt der inneren Abteilung und später des gesamten Jüdischen Krankenhauses Gagernstraße): Die Würdigung betraf einen „der bekanntesten Ärzte unserer Stadt, der in früheren Jahren auch eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, meist chirurgischen Inhalts[,] veröffentlicht hat (…)“ (Isaac 1938: 11). Einige Monate vor dem Novemberpogrom 1938 musste der hochangesehene Mediziner mit 70 Jahren aus Nazideutschland flüchten. Dr. Adolf Deutsch verstarb 1942 im englischen Exil von Oxford (s. auch Entschädigungsakte HHStAW 518/ 10261; Kallmorgen 1936; Drexler-Gormann 2009).
Wilhelm Hanauer
Den ebenfalls höchst renommierten praktischen Arzt, Kinderarzt, Arbeits- und Sozialmediziner sowie Stadtverordneten und Kulturförderer Sanitätsrat Prof. Dr. Wilhelm (Wolf) Hanauer (1866–1940) benannte der Frankfurter jüdische Historiker Paul Arnsberg als einen „Vorkämpfer der sozialen Ausgestaltung der Tuberkulosefürsorge in Frankfurt a.M.“ (Arnsberg 1983 Bd. 3: 175-176; s. auch Heuer/ Wolf 1997: 151-153; Schembs 2007: 79-80; Walter 2014; Elsner 2017; Blum 2020; Seemann 2023c; JM Ffm: Shoah Memorial; Stolpersteine Ffm). Die Frankfurter Universität berief Wilhelm Hanauer infolge seiner Habilitation und weiterer herausragender Fachpublikationen zum außerordentlichen Professor eines neuen Wissenschaftszweigs: der Sozialmedizin. In der Frankfurter Israelitischen Gemeinde bekleidete er als Vertreter der Gemeindeorthodoxie verschiedene Ämter. Aus seinen vielfältigem Wirkungskreis riss ihn 1933 die nationalsozialistische Verfolgung:
„Im Jahr 1934 erlitt er einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich zeitlebens nicht mehr erholte. Er musste seine Arbeit aufgeben und wurde in der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn bei Koblenz aufgenommen. In diesem Krankenhaus, das später aufgelöst und in eine ,Euthanasie‘-Zwischenanstalt für die in preußischen Heil- und Pflegeanstalten lebenden jüdischen psychiatrischen Patientinnen und Patienten umgewandelt wurde, starb er an ,Arteriosklerose und körperlichem und geistigem Marasmus‘ [Auszehrung, Entkräftung, d.V.]. Am 18. Juni 1940 wurde er auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Frankfurt beerdigt.“
(Zitiert nach: Stolpersteine Ffm: https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-westend/familien/hanauer-wilhelm [04.03.2024])
Hinsichtlich der sozialen Ursachen von Säuglingssterblichkeit machte Wilhelm Hanauer als Spezialist für Berufserkrankungen das zumeist verborgene Elend der Heimarbeiter/innen in der Öffentlichkeit sichtbar: Ganze Familien arbeiteten in ihren oft dunklen und feuchten Behausungen – mangels Arbeitszeitregelung fast rund um die Uhr: „Die Heimarbeit kennt keine Nachtruhe, keine Sonntagsruhe, keine Schonung der Frau und der zarten Kinder“ (W.H., zit. n. Elsner 2017: 88). Am häufigsten erkrankten die Heimarbeiter/innen an Tuberkulose. Für Wilhelm Hanauer stand die Säuglingssterblichkeit in einem unmittelbaren Zusammenhang mit rasch aufeinander folgenden Geburten und beengten Wohnverhältnissen. 1914 legte er in der Reihe Die Heimarbeit im rhein-mainischen Wirtschaftsgebiet (Herausgeber: Professor Paul Arndt) seine Studie Die hygienischen Verhältnisse der Heimarbeiter im rhein-mainischen Wirtschaftsgebiet vor, eingeführt von dem Bakteriologen Professor Max Neisser, Direktor des Frankfurter Hygienischen Instituts und wie Dr. Hanauer im Verwaltungsausschuss des Frankfurter Verbands für Säuglingspflege aktiv.
Heinrich Rosenhaupt
Die „Seele“ des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge war von Beginn an Dr. Heinrich Rosenhaupt (1877 – 1944 im Exil von Colorado Springs, USA). Verheiratet war er mit Fanny Marie Freudenthal, der Tochter des jüdischen Philosophen und Spinoza-Experten Dr. Jakob Freudenthal (Geni: https://www.geni.com/people/Heinrich-Rosenhaupt/6000000029264267905 [04.03.2024]); sein Sohn Hans Wilhelm Rosenhaupt (über ihn hat Armin Wishard biografisch gearbeitet) korrespondierte mit Katia und Thomas Mann. Nach Lehre und Tätigkeit als Bankkaufmann entschied sich Heinrich Rosenhaupt für die medizinische Laufbahn. Bevor er sich 1905 als praktischer Arzt und Kinderarzt in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main niederließ, hatte er u.a. als Assistenzarzt an Arthur Schloßmanns Dresdner Säuglingsheim berufliche Erfahrungen gewonnen. Noch 1905 gründete er auf eigene Initiative Frankfurts erste Säuglingsberatungsstelle und engagierte sich zwei Jahre später als Sekretär für Deutschland in der Internationalen Vereinigung für Säuglingsschutz (Goutte de Lait). Vor dem Ersten Weltkrieg leitete er die Auskunftsstelle des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge. 1921 gab er seine Praxis auf und arbeitete als Stadtarzt im Frankfurter Gesundheitsamt, zuständig für Schulhygiene, Säuglings- und Kleinkinderfürsorge. 1922 wechselte er an das neu gegründete Mainzer Gesundheitsamt und erreichte die Funktion des Stadtmedizinaldirektors. 1933 durch die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben, kehrte er im März 1934 nach Frankfurt zurück und eröffnete trotz der restriktiven NS-Bedingungen erneut eine Praxis. Nach einer kurzzeitigen Inhaftierung im KZ Sachsenhausen flüchtete er 1939 gemeinsam mit seiner Frau über England in die USA und verstarb 1944 im Exil von Colorado Springs (Thomann 1993; Frost 1995; Eschler 2022; DGKJ Datenbank; s. auch Schmidt C. 2022). An den verdienten Mediziner erinnert in Mainz heute die Dr.-Heinrich-Rosenhaupt-Straße. Im Kontext der Pflegegeschichte und dazumal neuen Berufe in der Säuglingsfürsorge sei abschließend noch aus Dr. Rosenhaupts Beitrag Die Hilfsorgane der Gesundheitsfürsorge, ihr Wirkungskreis und ihre Ausbildung zitiert, veröffentlicht im Band 4 (1927) des von Adolf Gottstein, Arthur Schloßmann und Ludwig Teleky 1927 herausgegebenen Handbuchs der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge:
„Die Gesundheitsfürsorgerin muss über die Fähigkeit der Krankenpflegerin hinaus die soziale Ätiologie [hier: Krankheitsursachen, d.V.]) des Einzelfalls zu erforschen suchen. Sie unterstützt den Arzt der Fürsorge schon bei der Diagnose, während die Krankenpflegerin an der Diagnosenstellung sich nur gelegentlich und nur dadurch beteiligt, dass sie dem Arzt wertvolles Material durch ihre Krankenbeobachtung zu liefern imstande ist. (…) Aber über diese Fähigkeit des Sehens und Beobachtens hinaus muss ihr Auge offen sein für die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ihrer Fürsorgebefohlenen, für die Wirkungen der Umwelt des einzelnen; mehr noch als die Krankenpflegerin muss die Gesundheitspflegerin die seelischen Werte und Unwerte erkennen und in ihren Zusammenhängen zu beurteilen imstande sein.“
(Zitiert nach: Reinicke 2008: 41)
Mediziner/innen und Pflegende des Verbands für Säuglingsfürsorge
Heinrich Rosenhaupt hat wohl auch den ersten Jahresbericht (1911) des Frankfurter Verbands für Säuglingsfürsorge verfasst (s. auch Rosenhaupt 1912). Aus dem Bericht geht hervor, dass in Frankfurt a.M. bis zur Öffnung der Beratungsstellen des Verbands lediglich drei Versorgungsstellen für die offene Säuglingsfürsorge bestanden: neben Heinrich Rosenhaupts Initiative und der von Adolf Deutsch geleiteten Säuglingsberatungsstelle im Israelitischen Gemeindehospital nur noch die Anlaufstelle in dem von Dr. med. Friedrich „Fritz“ Cuno (1865–1957) geleiteten Dr. Christ’schen Kinderhospital (mit christlich-jüdischen Bezügen). Der hohe jüdische Anteil an Mediziner/-innen setzte sich auch nach der Eröffnung der Beratungsstellen des Verbands für Säuglingsfürsorge fort. Beispielhaft seinen einige Namen (in alphabetischer Reihenfolge) genannt:
– Dr. med. Henry Böhm (auch: Boehm), Mitbegründer des FVfS (DGKJ Datenbank);
– Sanitätsrat Dr. med. Eugen Cahen-Brach, für die Frankfurter Armenklinik Leiter der Säuglingsberatungsstelle IV (Bezirk: Stadtteil Bornheim), leitender Arzt des Dr. Christ’schen Kinderhospitals. Seine Ehepartnerin Alice Cahen-Brach geb. Bing und deren verwitwete Schwester Anna Luise Dreifuss (auch: Dreyfuss, Dreyfus, Dreyfus-Bing) engagierten sich beide als freiwillige Helferinnen des FVfS. Sie wurden allesamt in Theresienstadt ermordet (Hock 2021; DAV Ffm Spurensuche mit Abb.; Terezin Opferdatenbank).
– Dr. med. Samuel Cobliner, vor seinem Frankfurter Einsatz tätig am Städtischen Kinderasyl und Waisenhaus Berlin sowie am Städtischen Säuglingsheim Breslau (Seemann 2023c);
– Sanitätsrat Prof. Dr. med. Paul Grosser, leitender Arzt des Städtischen Kinderheims mit Säuglingspflegeschule (Böttgerstraße) und bis zu seiner NS-Suspendierung des Clementine Kinderhospitals, Vater des bekannten Politikwissenschaftlers und Publizisten Alfred Grosser;
– Dr. med. Max Plaut, u.a. Kinderarzt am Gumpertz’schen Siechenhaus;
– Dr. med. Hugo Salvendi, als Kinderarzt spezialisiert auf Chirurgie und Orthopädie, aus einer Rabbinerfamilie, Vorstandsmitglied der 1912 gegründeten Frankfurter Kinder-Jeschiwa Thoralehranstalt Ez-Chajim („Baum des Lebens“) (Seemann 2023c).
Entsprechend der damaligen gesellschaftlichen und politischen Geschlechterhierarchie war die Zahl der in den FVfS-Beratungsstellen aktiven Ärztinnen gering. Die im Folgenden genannten Pädiaterinnen, allesamt promoviert, können als Vorreiterinnen im damaligen „Männerberuf“ Medizin gelten:
– Dr. med. Käthe (Käte) Kehr, evangelisch, zuletzt Frankfurt a.M. (Ärztinnen im Kaiserreich);
– Dr. med. Käthe Neumark, jüdisch, vor ihrem Medizinstudium Krankenschwester (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen Frankfurt a.M.), einer der ersten weiblichen Sanitätsoffiziere Deutschlands, nach ihrer NS-Vertreibung Leiterin einer orthodox-jüdischen Kinderpension im niederländischen Exil (Zaandvoort), 1939 Suizid wegen NS-Einmarsch (Ärztinnen im Kaiserreich; DGKJ Datenbank);
– Dr. med. Paula Philippson, jüdisch, langjährige Kinderärztin sowie 1914 Schulärztin in Frankfurt a.M., nach ihrer NS-Vertreibung Religionswissenschaftlerin in Basel (Ärztinnen im Kaiserreich; DGKJ Datenbank; Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Paula_Philippson).
Des Weiteren während des Ersten Weltkriegs:
– „Fräulein Dr. med. Herz“: vermutlich Dr. Johanna Sophia Hertz [sic!], evangelisch, Tochter des Entdeckers der „elektromagnetischen Wellen“ Prof. Dr. Heinrich Herz (getauft, aus jüdischer Familie, einführend Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hertz), 1967 im englischen Exil verstorben (Ärztinnen im Kaiserreich; DGKJ Datenbank);
– „Fräulein Dr. med. Knippen“: möglicherweise Dr. Maria Knippen, katholisch, zuletzt leitende Ärztin der Kneipp-Kuranstalt Dr. Knippen in Königstein (Taunus) bei Frankfurt a.M. (Ärztinnen im Kaiserreich).
Im „Frauenberuf“ der Pflege setzte der FVfS in den Frankfurter Stadt- und Armenbezirken jüdische, katholische und evangelische Krankenschwestern ein. Bereits im ersten Berichtsjahr stellte der im Vergleich zu den größeren christlichen Schwesternvereinigungen weitaus geringer ausgestattete Verein für jüdische Krankenpflegerinnen drei Schwestern, der Verein vom Roten Kreuz sowie der Vaterländische Frauenverein jeweils zwei Schwestern (FVfS 1911: 6). In der folgenden Auflistung aus dem zweiten Jahresbericht (FVfS 1912: 5) sind, wie dazumal leider üblich, die Familiennamen der Pflegenden nicht verzeichnet:
„Schwester Auguste (Verein Bethesda);
Schwester Christine (Diakonie Eschersheim);
Schwester Claire, Doris, Johanna (Verein für jüdische Krankenpflegerinnen);
Schwester Claire, Ruth (Verein Rotes Kreuz);
Schwester Ernestine (Schwester der städt.[ischen] Beratungsstelle 11);
Schwester Gerda, Jenny (Vaterländischer Frauenverein).“
Ein Who’s who des Frankfurter Bürgertums: Persönlichkeiten des Verbands für Säuglingsfürsorge
Auch der Verwaltungsausschuss des FVfS, in dem sich der sozial aufmerksame Teil des Frankfurter Bürgertums engagierte, war laut Jahresberichten überkonfessionell zusammengesetzt: evangelisch-lutherisch, evangelisch-reformiert, katholisch und ebenfalls mit einem hohen jüdischen Anteil – letzterer etwa „vertreten“ durch die Ärzte Dr. Deutsch,
Dr. Hanauer und Dr. Rosenhaupt, Bertha Pappenheim oder Emil L. Heidenheimer, Vorstandsmitglied der Israelitischen Gemeinde Frankfurt a.M., Vorsitzender der Israelitischen Frauenkrankenkasse, aktiv im Vorstand der Vereinigung jüdischer Wohlfahrtseinrichtungen (Vorläuferin der Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege) sowie des Raphael und Jeanette Ettlinger-Heims für erholungsbedürftige jüdische Kinder zu Hofheim/Taunus.
Weitere Mitglieder des Verwaltungsausschusses waren Stadtrat Dr. jur. Karl Flesch (jüdisch, evangelisch getauft, Leiter des Frankfurter Armen- und Waisenamtes), Stadtrat Wilhelm Woell (katholisch), Eduard Gräf (Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), später 2. Frankfurter Bürgermeister), Stadtrat Prof. Dr. Philipp Stein (Leiter des Instituts für Gemeinwohl), Prof. Dr. Christian Jasper Klumker (Direktor der Centrale für private Fürsorge), Prof. Dr. Max Neisser (Direktor des Städtischen Hygienischen Instituts), Prof. Dr. Heinrich von Mettenheim(er) (Professor für Kinderheilkunde, Direktor der Frankfurter Universitäts-Kinderklinik), Frau Schinkel-Otto (Vorname ungenannt, Vorsitzende des Preußischen Hebammenverbandes, einem Teilverband der damaligen Vereinigung Deutscher Hebammen (VDH)), Generalkonsul Carl von Weinberg (jüdisch, evangelisch getauft). Aus dem Mitgliederverzeichnis seien noch hervorgehoben:
– Prof. Dr. Friedrich Dessauer (Direktor der Vereinigten Elektrotechnischen Institute Frankfurt-Aschaffenburg (VEIFA), nach dem Ersten Weltkrieg Frankfurter Stadtverordneter (Zentrumspartei) sowie ordentlicher Professor und Gründungsdirektor des Instituts für physikalische Grundlagen der Medizin, Ehrenbürger der Stadt Frankfurt a.M., als sozial engagierter Katholik politisch Verfolgter des Nationalsozialismus (Frankfurter Personenlexikon; Wikipedia mit Foto);
– Geheimer Regierungsrat Dr. Wilhelm von Gwinner, Jurist, Schriftsteller und Schopenhauer-Freund, aktiver evangelischer Christ (Frankfurter Personenlexikon; Wikipedia);
– der spätere Nationalsozialist Prof. Dr. Wilhelm Polligkeit als Direktor der Centrale für private Fürsorge, von 1916 bis 1918 im Verwaltungsausschuss des FVfS (Frankfurter Personenlexikon; Wikipedia mit weiteren Literaturangaben).
Zu den Mitgliedern des FfVS mit jüdischer Herkunft gehörten laut Verzeichnis 1913:
– Alice Buseck-Una, Eigentümerin der Dampfwaschanstalt Schwan (später Wagenreparaturwerkstatt Uga. Apparatebau GmbH), 1941 nach Lodz/ Ghetto Litzmannstadt deportiert (JM Ffm Shoah Memorial);
– Ludwig Cohnstaedt (später Prof. Dr. h.c.) und sein Sohn Dr. Wilhelm Cohnstaedt (auch: Cohnstädt), beide führende Mitarbeiter und Mitgestalter der Frankfurter Zeitung, 1937 Suizid von Wilhelm Cohnstädt im Exil von Philadelphia (Frankfurter Personenlexikon; Lagis Hessen; Stolpersteine Ffm);
– Rosy Fischer, Kunstmäzenin und -sammlerin bedeutender expressionistischer Werke.
– Neben dem Führungspersonal (Albert und Fritz Sondheimer, Louis Feist) des bereits oben erwähnten orthodox-jüdisch geführten Unternehmens Beer, Sondheimer u. Co. befanden sich unter den Mitgliedern des FVfS drei Mitbegründer eines weiteren Frankfurter Weltkonzerns mit bekanntem Namen – der „Metallgesellschaft“: Dr. Wilhelm Merton (jüdisch, evangelisch getauft), Mitbegründer des Instituts für Gemeinwohl und der Centrale für private Fürsorge (einführend: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_f%C3%BCr_Gemeinwohl), Zachary Hochschild (jüdisch) und dessen Schwager Leo Ellinger (jüdisch, getauft?), des Weiteren Zachary Hochschilds Witwe Philippine Hochschild (jüdisch, Schwester von Leo Ellinger) sowie ihr Schwiegersohn Rudolf Euler (Vorstandsmitglied der Metallgesellschaft, evangelisch). Philippine Hochschilds aktive Zedaka zeigte sich auch in ihrer Gründung (1913) der Zachary Hochschild’schen Unterstützungskasse für Angestellte der Metallgesellschaft (Angabe nach Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zachary_Hochschild [04.03.2024]).
– Geheimrat Leo Gans, der bekannte Chemiker und Unternehmer, und seine Neffen Arthur und Carl von Weinberg, allesamt jüdisch geboren, später evangelisch getauft (einführend Wikipedia);
– Fritz Hallgarten, der älteste Sohn des Bankiers und Sozialreformers Charles L. Hallgarten und Schwager von Prof. Dr. Max Neisser, Mitglied des FfVS-Verwaltungsausschusses, jüdisch, Übertritt zur evangelisch-reformierten Kirche;
– Stadtrat Anton Horkheimer, Bankier und langjähriger Vorsitzender des Pflegamts des Almosenkastens der Frankfurter Israelitischen Gemeinde (Arnsberg 1983 Bd. 3: 207);
– Stadtrat Dr. med. Simon Kirchheim, Chirurg, Geburtshelfer, Förderer der beruflichen jüdischen Krankenpflege, langjähriger Chefarzt der Inneren Station des Frankfurter Israelitischen Gemeindehospitals Königswarterstraße, 1885 Vorsitzender des Frankfurter Ärztevereins (Steppe 1997);
– Emma Livingston aus der ursprünglich jüdischen Familie Löwenstein, beteiligt an der Centrale für private Fürsorge, verwandt mit Rose Livingston (Gründerin des Nellini-Stifts) und der Arztfamilie Herxheimer (Jenner, Harald 2015: Die Familie Livingston und das Nellinistift in Frankfurt am Main. Frankfurt a.M.);
– Kommerzienrat Ludo Mayer aus Frankfurts Nachbarstadt Offenbach a.M., Lederfabrikant, Mäzen und Offenbacher Ehrenbürger, Förderer der Tuberkulose- und Säuglingsfürsorge (Wikipedia; Alemannia Judaica Offenbach)
– Freiherr Philipp Schey von Koromla aus der Bankiersfamilie von Goldschmidt-Rothschild (Seemann/ Bönisch 2019);
– die Schuhfabrikanten Louis und Simon Spier sowie der Unternehmer und Mäzen Isaak (Isaac) C. Weill (Seemann 2023c);
– der Kaufhauspionier Hermann Wronker (Mönch, Dieter 2019: Vergessene Namen – vernichtete Leben. Die Geschichte der jüdischen Frankfurter Unternehmerfamilie Wronker und ihr großes Warenhaus an der Frankfurter Zeil. Frankfurt a.M.; Seemann 2023c; Seemann/ Bönisch 2019).
Mit Unterstützung dieses ebenso vielfältigen wie beeindruckenden Netzwerkes aus dem Frankfurter Bürgertum (mit vielen spannenden Biografien) trug die intensive Beratungs- und Rettungsarbeit des Verbands für Säuglingsfürsorge dazu bei, den statistischen Anteil der in ihren ersten Lebenswochen verstorbenen Säuglinge (von 100 in Frankfurt am Main Geborenen) im Zeitraum 1911–1914 von 14,5 Prozent (1901–1910) auf 10,6 Prozent, im Jahr 1923, nach einem traurigen Wiederanstieg infolge des Ersten Weltkriegs, erstmals unter 10 Prozent zu senken (Thomann-Honscha 1988: 83). Im Kontext der Zentralisierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen während der Weimarer Republik koordinierte seit 1922 das Stadtgesundheitsamt Frankfurts offene Säuglingsfürsorge, der Verband für Säuglingsfürsorge erhielt dabei den Status als „ausführendes Organ der Stadt“ (zit. n. Steppe 1997: 259). 1925 übernahm die Stadt Frankfurt den Verband (Thomann-Honscha 1988: 127) mit der bereits erwähnten Eingliederung der zuletzt fünfzehn Beratungsstellen (Ute Daub in: Hövels u.a. 1995: 78) in das Stadtgesundheitsamt.
Jenen Frauen und Männern im Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge, die der NS-Staat als „Nichtarier“ verfolgte, wurde ihr Engagement für die Kinderrettung nicht gedankt: Sie wurden zur Emigration gezwungen, in den Suizid getrieben, im KZ gefoltert, in der Shoah ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte für eine lange Zeit der „soziale Tod“ des Vergessens.
Birgit Seemann, Stand: März 2024
Quellen- und Literaturverzeichnis
Ungedruckte und digitalisierte Quellen
ISG FFM: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main
• Bestand A.02.01 Nr. R-1566-1: Versorgung der Pfleglinge, Kost- und Ziehkinder; Säuglingsfürsorge (Laufzeit: 1881–1910)
• Bestand A.02.01 Nr. R-1566-2: Versorgung der Pfleglinge, Kost- und Ziehkinder; Säuglingsfürsorge (Laufzeit: 1911–1916)
• Bestand A.02.01 Nr. R-1566-3: Versorgung der Pfleglinge, Kost- und Ziehkinder; Säuglingsfürsorge (Laufzeit: 1917–1930)
• Bestand A.02.01 Nr. S-1839: Verein für öffentliche Gesundheitspflege in Frankfurt, Frankfurter Verein für Hygiene (Laufzeit: 1895–1930)
• Bestand A.02.01 Nr. V-609: Margueritentag, Volkskindertag, Muttertag (Laufzeit: 1910–1913, 1924)
• Bestand A.51.01 Nr. 1312: Säuglingsfürsorge
• Bestand S3 Nr. 6056: Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge
• Bestand S3 Nr. 14209: Margueritentag der Frankfurter Kinderhilfe (Datierung: 11.10.1910)
• Bestand S6b-75 Nr. 178: Lebensverhältnisse von Proletarierfamilien in Frankfurt (ca. 1920) [enth.: Gewichtkarte des Frankfurter Verbandes für Säuglingsfürsorge für Christine Kalis, geb. 13.10.1916]
• Bestand S7Z Nr. 1910-32: Foto: „Margueritentag“ der Frankfurter Kinderhilfe: Damen der Gesellschaft verkaufen im Dienste der Wohltätigkeit Margueriten (…) (Datierung: 11.10.1910)
• Bestand S7Z Nr. 1910-33: Postkarte: „Margueritentag“ der Frankfurter Kinderhilfe: Damen der Gesellschaft verkaufen im Dienste der Wohltätigkeit Margueriten (Datierung: 11.10.1910)
• ISG FFM Bestand S7Z Nr. 1910-34: Postkarte: „Margueritentag“ der Frankfurter Kinderhilfe: Damen der Gesellschaft verkaufen im Dienste der Wohltätigkeit Margueriten (…) (Datierung: 10.11.1910)
• Bestand S7Z Nr. 1910-35: Postkarte: „Margueritentag“ der Frankfurter Kinderhilfe: Umzug der Frankfurter Jugendwehr in der Bergerstraße am Uhrtürmchen (…) (Datierung: 11.10.1910)
• Bestand V48 Nr. 332: Ärztlicher Verein Frankfurt a.M., 01.05.1839–17.10.1921 (digitalisiert zugänglich bei Arcinsys Hessen: https://arcinsys.hessen.de)
• Sammlung S2 (Personengeschichte), S2/ 15.495: Heinrich Rosenhaupt
• Sammlung S3, Sign. S3 / P6056: Frankfurter Verband für Säuglingsfürsorge
• Thomann-Honscha, Cornelia 1988: Die Entstehung der Säuglingsfürsorge in Frankfurt am Main bis zum Jahre 1914, Diss. med. Universität Frankfurt a.M. (gedr. Ms.), Sign. S 6a/411
UB JCS Ffm: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a.M.
• Jahresberichte FVfS: Jahresberichte des Frankfurter Verbandes für Säuglingsfürsorge, 1911–1921
• Judaica Ffm: Judaica Frankfurt, Digitale Sammlung: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/judaica/nav/index/all
Literatur und Internetquellen (zuletzt aufgerufen am 04.03.2024)
Arnsberg, Paul 1983: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Darmstadt. – Bd. 1: Der Gang der Ereignisse – Bd. 2: Struktur und Aktivitäten der Frankfurter Juden von 1789 bis zu deren Vernichtung in der nationalsozialistischen Ära. Handbuch – Bd. 3: Biographisches Lexikon der Juden in den Bereichen: Wissenschaft, Kultur, Bildung, Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt am Main. Darmstadt
Autenrieth, Andrea 2012: Ärztinnen und Ärzte am Dr. von Haunerschen Kinderspital, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden. Diss. med. Universität München, 2012, online: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/14671/1/Autenrieth_Andrea.pdf
Blum, Jonas 2020: Wilhelm Hanauer. In: Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim: Biographien zur Synagoge aus Allersheim, Stand: 28.10.2020, https://freilandmuseum.de/entdecken/neuigkeiten-und-blogs/einzeleintrag/wilhelm-hanauer
Blessing, Bettina 2013: Kleine Patienten und ihre Pflege – Der Beginn der professionellen Säuglingspflege in Dresden. In: Geschichte der Pflege. Das Journal für historische Forschung der Pflege- und Gesundheitsberufe 2 (2013) 1: 25-34
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BArch Gedenkbuch: Bundesarchiv Koblenz: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
DAV Ffm Spurensuche: Spurensuche. Ein Projekt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen Alpenvereins (DAV): https://spurensuche.dav-frankfurtmain.de
DGKJ Datenbank: DGKJ – Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: Jüdische Kinderärztinnen und -ärzte 1933–1945: https://www.dgkj.de/die-gesellschaft/geschichte/juedische-kinderaerztinnen-und-aerzte-1933-1945. Red.: Vera Seehausen (s. auch Seidler 2000 u. 2007)
DGSPJ: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. (DGSPJ), https://www.dgspj.de
Frankfurter Personenlexikon: Frankfurter Personenlexikon. Ein Projekt der Frankfurter Bürgerstiftung. Hg.: Clemens Greve, Sabine Hock (Chefred.), Online-Ausgabe: https://frankfurter-personenlexikon.de
JM Ffm Shoah Memorial: Jüdisches Museum Frankfurt am Main: Shoah Memorial Frankfurt: https://www.shoah-memorial-frankfurt.de
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Stolpersteine Ffm: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main: https://www.stolpersteine-frankfurt.de sowie https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine (Stadt Frankfurt am Main, Online-Datenbank)
Terezin Opferdatenbank: Terezin Initiative Institute, Opferdatenbank: https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank
Yad Vashem Datenbank: Zentrale Datenbank der Namen der Holoaustopfer der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem, https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Periodika
AZJ: Allgemeine Zeitung des Judentums
FIG: Frankfurter Israelitisches Gemeindeblatt / Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main / Jüdisches Gemeindeblatt für Frankfurt
It: Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judentum
NJP/FIF: Neue Jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt
ZDSJ: Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden